Historische Gewinne in Tempelhof-Schöneberg

Max Zahoransky

Die Linke erzielt 17,3% im Bezirk und landet nur knapp hinter der CDU

Ausgelassen feiern können wir bei der Linken schon lange, doch in den letzten Jahren taten wir das eher trotz als wegen der Wahlergebnisse. In der Nacht vom 23. Februar hat sich das geändert: Viele Medien haben die Linke in den Monaten vor der Wahl niedergeschrieben oder schon komplett ignoriert, dennoch konnten wir am Ende mit 8,8% bundesweit ein fantastisches Ergebnis einfahren – „das Comeback des Jahres“, wie unsere Parteivorsitzende Ines Schwerdtner sagte.

Das Ergebnis hat selbst viele Genoss*innen überrascht. Auch wenn wir immer an den Wiedereinzug in den Bundestag geglaubt haben – diesen Erfolg hätten sich die wenigsten erträumt, als die Ampel im November auseinandergebrochen ist und die Linke in Umfragen bei 3% stand.

In Berlin gaben die Zahlen noch mehr Anlass zum Feiern: mit 19,9% der Zweitstimmen schnitt die Linke als stärkste Kraft ab, zum ersten Mal in der Geschichte. Auch im Bezirk Tempelhof-Schöneberg haben uns mehr Menschen denn je ihr Vertrauen geschenkt, und wir konnten unser Wahlergebnis von 2021 mehr als verdoppeln. Mit 17,3% Zweitstimmenanteil liegen wir jetzt nur noch 0,4 Prozentpunkte hinter der SPD und 3,6 Prozentpunkte hinter der CDU.

Die Gründe für den Erfolg sind vielfältig: Mit einer intensiven Vorwahlkampagne haben wir schon früh abgefragt, wo die tatsächlichen Schwierigkeiten bei den Menschen liegen, und unser Programm entsprechend ausgerichtet. Wir hatten eine klare Kommunikation, die sich auf unsere Kernthemen konzentrierte. Nicht zuletzt sind allein hier im Bezirk in den Wochen vor der Wahl hunderte neuer Genoss*innen beigetreten und viele davon standen schon wenige Tage nach dem Eintritt in der Kälte, um für einen Politikwechsel zu werben.

In Tempelhof-Schöneberg haben wir weitgehend darauf verzichtet, selbst einen intensiven Erststimmenwahlkampf zu führen. Am Ende hat sich das als die richtige Strategie herausgestellt: Der Direktkandidat Moritz Heuberger von den Grünen hat sich mit nur 66 Stimmen Vorsprung gegen Jan-Marco Luczak von der CDU durchgesetzt. Für den Bezirk ist das das bessere Ergebnis.

Unsere stärksten Gebiete im Bezirk liegen nach wie vor Schöneberg, doch zum ersten Mal sind wir bei diesen Wahlen mit 21,7% auch stärkste Kraft in Tempelhof geworden. In den südlicheren Teilen des Bezirks sind wir historisch schwächer, doch auch dort konnten wir zum Teil zweistellige Zugewinne im Vergleich zum Ergebnis von 2021 verzeichnen.

So sehr diese Zahlen uns freuen – wir sehen uns nun auch mit einem Bundestag konfrontiert, in dem die AfD stärker denn je ist, und mit einer Bundesregierung, die den Rechtsruck lieber selbst umsetzt als sich ihm entgegenzustellen. Für die Linke bedeutet das, dass wir unseren antifaschistischen Kampf mit unserer neuen Stärke im Bundestag und darüber hinaus noch intensiver führen müssen.

Wir bedanken uns von Herzen bei allen Wähler*innen, die uns unterstützt haben und bei den vielen neuen Genoss*innen, die unseren Wahlkampf getragen haben. Aber unser Dank gilt auch den tausenden Nachbar*innen im Bezirk, die offen mit uns ins Gespräch gegangen sind, und insbesondere all denen, die uns bestärkt haben, obwohl der Staat ihnen noch immer das Wahlrecht verwehrt.
Max Zahoransky