Pop-Up-Radwege - eine gute Idee für ein langsames Bezirksamt

Martin Rutsch

Derzeit kursiert in den Medien die Idee, Pop-Up-Radwege auf den Straßen Berlins einzurichten. Pop-Up-Radwege sind umfunktionierte Fahrbahnen, die Autos sonst nutzen. Dieser Vorschlag ist „aufgepoppt“ wegen der eingeschränkten Nutzung des Straßenverkehrs während der Corona-Krise. In Kreuzberg entstehen derzeit einige dieser Radwege.

Auch die Linksfraktion unterstützt diese grundsätzlich sinnvolle Idee. Pop-Up-Radwege sind nämlich eigentlich eine relativ einfache Möglichkeit, um Straßenraum für das Rad zu gewinnen. Und sie müssen auch nicht nur ein Provisorium bleiben. Pop-Up-Radwege könnten Grundlage für einen schnelleren Radwegeausbau sein.

Eigentlich. Denn es gibt da das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg. Insbesondere dessen Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) ist nicht dafür bekannt, den Radwegeausbau in diesem Bezirk mit der notwendigen Konsequenz voranzutreiben. Die Gründe dafür sind vielfältig: Sie fangen beim Personalmangel an und enden bei der „normativen Kraft des Faktischen“: So soll in Teilen des Straßenamtes noch das Leitbild der autogerechten Stadt tief verankert sein. Das ist schade, denn es gibt Initiativen wie Changing Cities, den ADFC oder das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg, die eine hohe Sachkompetenz aufweisen und regelmäßig als Sachverständige Amtshilfe erteilen.

So auch bei den Pop-Up-Radwegen: Es gab vonseiten der Radaktivist_innen Vorschläge für Standorte, die sie dem Bezirksamt auch übermittelt haben. Doch hier spiegelten sich erneut die bestehenden Probleme: Das Bezirksamt hat es noch nicht hinbekommen, Pop-Up-Radwege im Bezirk zu eröffnen. Auch der Fingerzeig auf die Senatsverwaltung für Verkehr (auch Grüne) schlägt fehl, denn er zeigt so oder so multiples Verwaltungsversagen.

Ob die Pop-Up-Radwege (vor oder nach den Corona-Maßnahmen, sollte man besser nicht fragen) kommen, steht daher in den Sternen. Wir bleiben zuversichtlich und drängen das Bezirksamt zum Handeln.
Martin Rutsch