Sozial-Sponsoring durch Konzerne ist kein Ersatz für nachhaltige soziale Stadtentwicklung

Alexander King

An der Potsdamer Straße/Ecke Bülowstraße entsteht ein neues Business-Quartier. Der Musikkonzern Sony, der Pharmakonzern Takeda und das Saatzuchtunternehmen KSW sollen einziehen. Damit sich die globalen Konzerne in der Nachbarschaft von Discountern, Frisörketten, Nagelstudios und Straßenstrich nicht wie ein Fremdkörper fühlen müssen, hat sich der Projektentwickler Pecan Development etwas ausgedacht: eine Spende über 300.000 Euro an an Bezirk für soziale Projekte im Kiez.

Das Bezirksamt freut sich über das Geschenk von Pecan Development.
Verständlich, aber der Vorgang wirft auch Fragen auf. Die Linksfraktion hatte gefordert, soziale Einrichtungen in das riesige Bauprojekt von Pecan an der Potsdamer Straße/Ecke Bülowstraße zu integrieren. In der Nachbarschaft leben viele Transferhilfeempfänger. Auf dem Straßestrich arbeiten Frauen unter äußerst prekären Bedingungen. Eine Suppenküche, ein Sozial-Kaffee im Erdgeschoss wären gut gewesen. Oder eine Ausweichfläche für die bedrohten Jugendzentren Potse und Drugstore bzw.
ein Flächentausch mit dem Finanzamt gegenüber, um dort die Unterbringung der Jugendzentren zu ermöglichen. Das hatten wir gefordert und das wäre ein nachhaltiger Beitrag gewesen zum sozialen Frieden im Quartier.

Was wir jetzt erleben, ist etwas ganz anderes: Sozial-Sponsoring zur Image-Pflege für globale Konzerne und eine gefährliche Tendenz zur Privatisierung der sozialen Quartiersarbeit. Zwar ist es gut, dass die BVV über die Bestimmung des Auswahlgremiums, das über die Verwendung des Geldes entscheidet, involviert bleibt. Aber dass die Sozialpolitik im Bezirk sich in Abhängigkeit von privaten Großspenden begibt, ist ein Problem. Wir sollten uns daran nicht gewöhnen, sondern fragen: Wie viel
Steuern zahlen eigentlich Sony, Takeda, KSW und Pecan in Deutschland?

Alexander King