Rückblick auf den Workshop „ Menschenrecht statt Profit“ zum Frauen*märz
Seit über einem Jahrzehnt findet in Tempelhof-Schöneberg eine Veranstaltungsreihe von und für Frauen* statt. Zusammen gestalten die Frauenbeauftragte, Fraueninitiativen, FLINTA* -verbände und -vereine eine Reihe von Veranstaltungen. Das Motto in diesem Jahr war „Frauen gestalten Zukunft“. Als feministische Arbeitsgruppe der Linken Tempelhof-Schöneberg organisierten wir zu diesem Thema einen Workshop. Mit der Veto-Trainerin
Birte Trabert erkundeten wir, wie Wohnverhältnisse das gesamte Leben beeinflussen und welche Erlebnisse wir bisher mit dem Thema Wohnen gemacht haben. Unser Schwerpunkt lag dabei auf den Themen Verdrängung, Wohnungsnot und auch Wohnungslosigkeit. Das Veto-Prinzip, mit dessen Hilfe wir uns im Rahmen des Workshop dem Thema Wohnen näherten, baut auf den Prinzipien der Selbstbestimmung und der direkten Partizipation auf.
Die Methode kommt aus der Theater-Pädagogik und gibt vielfältige Impulse für das alltägliche Leben. Im Fokus steht die Statuslehre, die darauf abzielt, eine feinere Wahrnehmung zur eigenen inneren Haltung und zum äußeren Status zu entwickeln. Wir lernten die sieben demokratischen Führungs-Jokern kennen: "Tempo" für Anpassung der Geschwindigkeit, "Klarheit" für verbesserte Kommunikation, "Verantwortung" für das Berücksichtigen von Grenzen auch bei anderen, "Veto" als Option zur Ablehnung, und "Störgefühl", welches während der Reflexion verwendet wird, um Unbehagen anzusprechen. Das Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für Hierarchie-Dynamiken zu entwickeln und Erfahrungen zu teilen. Diese Methode fördert die Selbstbestimmung und Sensibilisierung für persönliche und gruppendynamische Prozesse in einer kreativen und interaktiven Umgebung. Dadurch ergeben sich Möglichkeiten, wie individuelle und kollektive Empowerment-Prozesse gestärkt werden können. Wir stellten erneut fest, wie strukturelle Ungleichheiten und sozioökonomische Faktoren besonders beim Wohnen eine Rolle spielen.
Abschließend haben wir uns vernetzt und vereinbart, dass die gewonnenen Erkenntnisse und entwickelten Perspektiven in unsere weiterführende politische Arbeit aufgenommen werden, um langfristig Einfluss auf die Wohnpolitik im Bezirk zu nehmen und die Lebensbedingungen von Frauen* aktiv zu verbessern. Der Workshop stellte somit einen wichtigen Schritt dar, um die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der Schnittstelle von Geschlecht und Wohnungsfrage ergeben, besser zu verstehen und anzugehen. In unseren Kiezen engagieren sich bereits zahlreiche Initiativen, um die Lebenssituation von Menschen zu verbessern. Diese Organisationen setzen sich für bezahlbaren Wohnraum ein, bieten Rechtsberatung an und schaɪen Bewusstsein für die Rechte von Frauen* in prekären Wohnsituationen. Ziel unserer Politik im Bezirk ist es dieses Engagement zu vernetzen und zu stärken.
*"FLINTA" steht für "Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans- und agender Personen", also all jene, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität patriarchaler Diskriminierung ausgesetzt sind. Der Begriɪwird häufig in feministischen und queeren Kreisen verwendet, um Solidarität auszudrücken und eine inklusivere Sprache zu fördern die hilft, die Sichtbarkeit und Anerkennung zu fördern.
Katharina Marg / Carolin Behrenwald