Wenckebach-Klinikum darf nicht des nächsten Klinikkahlschlags werden

Elisabeth Wissel
Die LupeTempelhof-Schöneberg

Privatisierung von Krankenhäusern und Abbau von Kliniken wird seit Jahren deutschlandweit vorangetrieben. Dabei lässt sich die etablierte Politik vor allem von neoliberalen „Denkfabriken“, wie beispielsweise der Bertelsmann-Stiftung beraten. Selbst während der Corona-Pandemie ist die herrschende Politik nicht von diesem Schema abgewichen und hat Kliniken, zum Nachteil vieler Regionen geschlossen. Es gebe, nach ihrer Studie vom August 2019, zu viele Krankenhäuser, so empfahl die Stiftung eine Reduzierung von „aktuell 1400 auf deutlich unter 600 Häuser“.

Dass damit die Sterblichkeitsquote erhöht wird bleibt dabei unerwähnt. Ebenso der Leistungsabbau in den verbleibenden kommunalen Häusern, dafür Leistungen, die sich rechnen in privaten Krankenhäusern. Das alles hat nichts mit staatlicher Daseinsfürsorge zu tun. Wenn wirtschaftliche Aspekte, statt der Mensch, im Vordergrund stehen, ist die Glaubwürdigkeit von FDP, CDU, SPD und Grüne von guter Gesundheitsversorgung nicht gegeben. DIE LINKE verlangt ein Umdenken und flächendeckende Gesundheitsangebote, die kein Luxus sind, sondern gebraucht werden. Dafür kämpfen wir in unserem Bezirk, in dem Vivantes das Wenckebach-Klinikum (WBK) in Tempelhof ins Auguste-Viktoria-Krankenhaus (AVK) nach Schöneberg verlagern will. So werden die Schließungsabsichten von Vivantes verharmlosend dargestellt. Das Krankenhaus ist für eine flächendeckende Versorgung und mit seiner Rettungsstelle für den Bezirk unentbehrlich. Es soll geschlossen werden, zugunsten einer hypermodernen Großklinik am AVK.

Gegen diese Pläne gibt es seit 1-2 Jahren intensiven Widerstand von der Initiative „Erhalt des Wenckebach-Klinikums“, die von DIE LINKE tatkräftig unterstützt wird. Trotz der vielen Proteste und Aktivitäten der Initiative und einer noch nicht ausfinanzierten Zusage vom zuständigen Senat für die Verlagerung und den Ausbau am AVK, hat eine schrittweise Verlagerung von Stationen und Bereichen durch Vivantes ins AVK begonnen. Bis Mai/Juni sollen weitere Tatsachen geschaffen werden: Chirurgie, Kardiologie, Intensivstation und Rettungsstelle wird es dann nicht mehr im WBK geben. Nach 8-10 Jahren werden dann auch Geriatrie und Psychiatrie den jetzigen Standort verlassen haben.

Der allgemeine Tenor nicht nur von Vivantes, sondern ebenso der politisch Verantwortlichen im Abgeordnetenhaus und in der BVV ist: Wir werden weiterhin eine gute Gesundheitsversorgung in Tempelhof haben, durch ein Gesundheitszentrum das da entstehen soll. Diese Aussagen wurden mantraartig von den Politiker:innen wiederholt bei den Videokonferenzen (VK) im Februar und März, die DIE LINKE organisierte.

Dagegen finden die Anwohner:innen und Personal den Bedarf an Krankenhausbetten am Standort in Tempelhof auch in Zukunft erforderlich. Dies wurde durch Tempelhofer Bürgerinnen und Bürger bei der VK deutlich und vor allem bei der Petition ans Abgeordnetenhaus mit über 4.600 Unterschriften, sowie bei der letzten Unterschriftensammlung mit 1500 Unterschriften für einen Einwohner-Antrag, für den Erhalt des WBK. Das angepriesene Gesundheitszentrum dagegen bietet nur Diagnostik und keine Betten an, wie sie für den südlichen Ortsteil des Bezirks benötigt würden.

Es geht wie bei allen anderen Krankenhausschließungen nicht um das Wohl des Patienten, sondern um wirtschaftliche Gründe. Vivantes wird letztendlich, nicht im Sinne einer gesundheitlichen Grundversorgung wie dies mit dem WBK mit Rettungsstelle möglich ist, die Entscheidung überlassen. Als landeseigenes Unternehmen unterstützt der Senat die Schließungspläne.  Zu wenig Mittel von Senat und Bund, kommen den Empfehlungen der sogenannten Denkfabriken sehr entgegen.

Die Initiative und DIE LINKE wird weiterhin keine Ruhe geben und die Schlechter-Versorgung der Bevölkerung nicht hinnehmen.

Elisabeth Wissel