Corona – Kontakthalten und lernen

Philipp Bertram, MdA

Krisenzeiten sind herausfordernd und zwingen uns neue Wege zu gehen. Als im März im Zuge der Corona-Krise weite Teile des gesellschaftlichen Lebens zum Erliegen kam, bedeutete dies auch für uns, dass der eingeübte Alltag vorbei war. Statt alltäglicher und regelmäßiger Termine musste nun alles neu sortiert und organisiert werden. Innerparteilich haben wir dafür schnell Lösungen finden können. Doch wie hält man den Kontakt nach außen? Wie geht es denjenigen, die in Schulen, Betrieben und Pflegeeinrichtungen unter Coronabedingungen arbeiten? Die Situation des sogenannten „Lockdowns“ war für alle neu und stellte viele vor erhebliche Herausforderungen. Das war uns sehr bewusst und deshalb wollten wir Antworten auf unsere Fragen und suchten den Kontakt. In gemeinsamer Arbeit haben unsere Bezirksverordneten, Harald Gindra und ich, Anfang April erstmals Briefe und E-Mails an Schulen und Kitas, Betriebe, soziale Einrichtungen, Initiativen und medizinische Einrichtungen geschickt. Wir haben gefragt, wie es den Menschen in der aktuellen Situation geht, vor welchen Herausforderungen sie stehen, wo es gerade am meisten drängt, wie die Zusammenarbeit mit den zuständigen Ämtern funktioniert und wo wir sie unterstützen können. Am Ende waren dies hunderte einzelne Kontakte. Viele derjenigen, die wir kontaktierten, kannten wir bereits und stehen mit ihnen seit Jahren im Austausch. Doch zu vielen hatten wir auch noch keinen Kontakt. Und so waren doch einige der Antworten für uns sehr überraschend, denn für viele waren wir die ersten aus der Politik, die überhaupt fragten, wie es ihnen ging. Viele Antworten waren auch sehr ausführlich und schilderten eindringlich, wie schwer die Situation in der Hochphase der Einschränkungen gewesen ist. Drohende Entlassungen, Angst vor Ansteckungen, Ungewissheit darüber, wie es weitergeht, und das Gefühl, alleingelassen zu werden, fanden sich in vielen Berichten wieder. Es gab aber auch diejenigen, die voller Mut und Zuversicht waren. Es war also ein durchaus vielfältiges Bild, das sich aus den Antworten ergab. Aus meiner Sicht gab es aber auch Punkte, in denen sich sehr viele einig waren. Zwei davon möchte ich heraus stellen. Zum einen wurde die Situation vor allem im öffentlichen Bereich (Kitas & Schulen) prekär, da alte und ungelöste Probleme, wie Personalmangel und eine zu geringe und schlechte Ausstattung, einen guten Umgang mit den Herausforderungen erschwerten und sich dies auch auf die kommende Zeit auswirken wird. Die Krise hat also an vielen Stellen altbekannte Probleme wie in einem Brennglas noch einmal deutlicher aufgezeigt. Personalmangel ist auch das Stichwort für den zweiten wesentlichen Problemkomplex und dieser war mangelhafte Kommunikation und Unterstützung. Es ist vor allem für soziale Träger und Bildungseinrichtungen schwer, von neuen Einschränkungen über die Presse zu erfahren und nicht im ersten Schritt über die zuständigen Verwaltungen. Auch die Frage, wie mit Lockerungen und Wiedereröffnungen umgegangen werden soll, konnte vielerorts nicht besprochen werden. Die Akteure standen zu oft allein da und improvisierten. Solche Situationen lagen nicht unbedingt am mangelnden Willen der öffentlichen Verwaltungen, sondern schlicht viel zu häufig auch am Personalmangel in diesem Bereich. Beide Punkte führen unbedingt dazu, dass wir in unserer Arbeit dem Thema Personal im öffentlichen Sektor weiter eine hohe Priorität zukommen lassen und den Aufbau und die Gewinnung neuen Personals weiter verstärken müssen. Daseinsvorsorge kann eben nicht zusammengespart werden, wenn sie funktionieren soll. Der eingeschlagene Weg der rot-rot-grünen Koalition war daher richtig, die Personalmittel im Land und den Bezirken jährlich erheblich aufzustocken. Wir werden uns auch in Zukunft dafür einsetzen, dass dies so bleibt und auch im Zusammenhang mit möglichen Kürzungen im Haushalt nicht unter die Räder kommt!

Inzwischen haben wir weitere Briefe verfasst und stehen mit etlichen neuen Institutionen im regelmäßigen Kontakt. Der Austausch ist eine Bereicherung für unsere Arbeit und konnte bereits auch schon ganz konkrete Probleme lösen. Wir bleiben dran.

Philipp Bertram, MdA