Der systemrelevante Spargelstecher

Marianne Lampel
Die Lupe

Zugegeben, jetzt ist wieder Spargelzeit und auch ich esse ihn gerne.

Aber was sich jetzt z. Zt. Abspielt, geht zu weit. Angeblich fehlen 300.000 Spargelstecher in ganz Deutschland. Die Länder, die Bauerverbände und auch der Bund suchen nach Lösungen. Es haben sich schon etliche freiwillige ungelernte Spargelstecher gefunden. Zunächst hieß es: keine Spargelstecher aus dem Ausland in diesem Jahr! Doch wo eine Lobby ist, ist auch ein Weg.

Vor einer Woche meldete die „agrarheute“, dass Rumänien nun doch Saisonarbeitskräften trotz Corona-Krise ausnahmsweise die Ausreise nach einem Gesundheitscheck per Flugzeug erlaube. Eurowings kündigte an, in Zusammenarbeit mit den Bauernverbänden, zehntausende Erntehelfer nach Deutschland zu fliegen. Die Spargelernte ist also gesichert.

Nicht gesichert ist jedoch die Pflege der ca. 300.000 Menschen, die noch zu Hause wohnen und die ambulante Pflege benötigen. Diese wurde und wird überwiegend von osteuropäischem Pflegepersonal bei freier Kost und Logis bewältigt. Nach jeweils drei Monaten erfolgt jedoch ein Wechsel der Betreuerin, da die Frauen auch wieder ihre Familien sehen möchten.

Genauso wenig ist die Pflege von Patienten in Krankenhäusern und Heimen gesichert. Denn in unseren Heimen und Krankenhäusern arbeiten ebenfalls ausgebildete Ärzt_innen und Krankenpfleger_innen aus Osteuropa und anderen Ländern. Jedoch viel zu wenige, wie wir wissen. Jetzt heißt es nur noch Sauber-Satt im Laufschritt.

Dank des Gesetzes zur Einführung des diagnose-orientierten Fallpauschalensystems vom 23.April 2002 und der damit einhergehenden Privatisierung der Krankenhäuser wurde die Liegedauer verkürzt und Personal eingespart. Das Ergebnis ist heute spürbar.

Spargelstecher gehören m. E. nicht zu den systemrelevanten Berufen, Pflegepersonal sehr wohl. Hierfür setzt sich die Linke seit Jahren ein.
Marianne Lampel