EINE Gedenktafel für Wolfgang Szepansky!!!

Die Lupe

Der bekannte Tempelhofer Antifaschist Wolfgang Szepansky (geb. 1910) hatte am 11. August 1933 an die Wand der Schultheiß-Brauerei auf dem Kreuzberg in der heutigen Methfesselstraße mit Farbe den Schriftzug „Nieder mit Hitler! KPD lebt! Rotfront!“ geschrieben. Für seine Aktivitäten im Widerstand wurde er verhaftet, in die Gestapozentrale in der Prinz-Albrecht-Straße, in das KZ Columbiahaus und schließlich in das Polizeigefängnis am Alexanderplatz verfrachtet und vernommen. Nach seiner Entlassung emigrierte er in die Niederlande, wo er nach dem Einmarsch der Deutschen erneut verhaftet und über mehrere Gefängnisstationen im Oktober 1940 in das KZ Sachsenhausen kam.

Er überlebte den Todesmarsch und kehrte nach Kriegsende nach Berlin-Tempelhof zurück. „So etwas wie Faschismus darf es nie wieder geben“, machte er zu seinem Lebensmotto. Als Zeitzeuge berichtete er unermüdlich über sein Leben im Widerstand, im Exil und in der Haft unter den Nazis. Er beteiligte sich bis kurz vor seinem Tod (2008) an zahllosen antifaschistischen Stadtrundfahrten, führte über zehntausend Jugendliche durch die Gedenkstätte Sachsenhausen und erhielt 1996 für seine Verdienste bei der „Aufarbeitung der Geschichte des nationalsozialistischen Deutschlands“ das Bundesverdienstkreuz.

Zu seinem 100. Geburtstag wollten die VVN-VdA und das Aktive Museum e.V. Wolfgang Szepansky ehren und mit einer Gedenktafel in der Methfesselstraße an seine antifaschistische Malaktion von 1933 und an seinen Mut, in schwieriger Zeit klar Position zu beziehen, erinnern. Beinahe zwei Jahre dauerte es, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Das Ergebnis war zunächst niederschmetternd: Die Eigentümerversammlung  der Wohnanlage, die sich heute in der ehemaligen Schultheiß-Brauerei befindet, lehnte die Anbringung einer Gedenktafel im Dezember 2011 „aus Gründen des Denkmalsschutzes“ ab, obwohl die gewählte Form der Tafel aus Plexiglas die historische Mauer hätte sichtbar bleiben lassen.

Umso erfreulicher ist das Ergebnis einer mündliche Anfrage der SPD in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg  im April 2012: Seitens des Bezirksamtes bestehen  „keine denkmalfaktische(n) oder denkmalschutzrechtliche(n) Gründe“ oder Bedenken gegen die straßenseitige Anbringung einer Gedenktafel an der Mauer der ehemaligen Schultheiß-Brauerei für Wolfgang Szepansky. Der Bezirksbürgermeister hat seine Bereitschaft erklärt, die Verhandlungen mit den Eigentümern zu unterstützen.

Die Initiatoren bleiben in jedem Fall hartnäckig und es gibt bereits eine Idee für einen neuen Termin für die Anbringung der Tafel: Der 80. Jahrestag der Aktion am 11.08.2013.

Andreas Bräutigam