Gedenkorte zum Nationalsozialismus in Lichtenrade

Die Lupe

Lichtenrade, der südlichste Ortsteil des Bezirks, war in den achtziger Jahren eine gedenkstättenpolitische Wüste. Die Geschichtswerkstatt Lichtenrade (seit 2002 Projektgruppe der Berliner Geschichtswerkstatt e.V.) konnte im Laufe ihrer fast 30-jährigen Tätigkeit erreichen, dass dort heute eine Anzahl von Gedenkorten zum Nationalsozialismus vorhanden sind. Ausgangspunkt ihrer Aktivitäten war 1983 die Information, dass es auch im beschaulichen Lichtenrade ein Außenlager des KZ Sachsenhausen gegeben hatte. An dieses Lager, so das Anliegen, sollte mit einer Gedenktafel erinnert werden. Nach umfangreichen Recherchen, öffentlichen Aktionen und entsprechender Überzeugungsarbeit bei den bezirklichen Gremien wurde 1987 im Rahmen der 750-Jahr-Feier durch den damaligen Volksbildungsstadtrat von Tempelhof Klaus Wowereit am Bornhagenweg ein Mahnmal zur Erinnerung an das Außenlager eingeweiht.

1996 errichtete die evangelische Kirchengemeinde auf ihrem Kirchhof in der Paplitzer Straße eine Gedenktafel mit den Namen der bis zu diesem Zeitpunkt durch die Geschichtswerkstatt ermittelten Lichtenrader Opfer des Nationalsozialismus.   

Nach kontroversen Diskussionen beschloss die BVV Tempelhof-Schöneberg im Jahre 2005 einen bis dahin namenlosen Platz an der Wünsdorfer Straße in Erich-Hermann-Platz zu benennen. Erich Hermann war ein junger Kommunist, der in der Silvesternacht 1932/33 an besagtem Ort durch einen SA-Mann erstochen wurde.

Im Jahre 2007 folgte die von einem breiten Zusammenschluss engagierter Bürger getragene, ausschließlich durch Spenden finanzierte und unter großer Anteilnahme der Lichtenrader Bevölkerung vollzogene Verlegung von 33 Stolpersteinen.

Leider sind die genannten Gedenkorte immer wieder auch Angriffen und Beschädigungen ausgesetzt. Das Straßenschild am Erich-Hermann-Platz wurde bereits mehrfach beschmiert und von der Geschichtswerkstatt wieder gesäubert. Die jüngste Farb-Attacke im Januar 2012 traf die Stolpersteine in der Mellener Straße (vgl. Abbildung). Mittlerweile sind auch sie bereits weitgehend wieder gereinigt. Aber Aufmerksamkeit ist weiter erforderlich. „Der Schoß ist fruchtbar noch …“

Andreas Bräutigam