Schulentwicklungsstillstand? Mittel fehlen, Standorte fit zu machen!

Die Lupe

Im Juni soll die Debatte um die Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung beginnen. Die SPD-Grüne-Zählgemeinschaft hat dafür ein enges Korsett eingezogen. Noch mit größerer Schärfe als in der letzten Wahlperiode wurde durch einen Haushaltsauflagebeschluss die „refinanzierbare“ Gebäudenutzung oberste Priorität.

Dabei käme es vor allem darauf an, etwas für die Entwicklung der Standorte zu tun. Und zwar aus bildungspolitischen Gesichtspunkten. Integrierte Sekundarschulen ohne eigene Oberstufe werden auch in diesem Jahr schlechte Anmeldezahlen haben. Eine Mischung der Schülerschaft, die zur Förderung aller beiträgt, findet derzeit nicht statt.

Ein Beispiel: Die 8.ISS ringt um ihre Entwicklungsperspektive, weil sie derzeit an drei Standorten betrieben werden muss. Mit allen Belastungen für Schüler und Lehrer für einen effektiven Lernbetrieb. Sie will sich mit der Peter-Paul-Rubens-Grundschule zu einer Gemeinschaftsschule fortentwickeln. Dazu müsste aber am Campus Grazer Platz das Gebäude umgestaltet werden. Für optimale Bedingungen müssten dafür 30 Mio. € eingesetzt werden; die Bereitstellung dieser Mittel ist in den nächsten Jahren nicht absehbar. Nach Elternprotest sitzen die Schulverantwortlichen von Bezirk und Senatsverwaltung zusammen und ringen zumindest um verbindliche Zusagen für Zwischenlösungen und zur Unterstützung des konzeptionellen Prozesses zur Bildung der Gemeinschaftsschule.

Die zweite Gemeinschaftsschule – aber privat

Im Rahmen der Inklusion möglichst aller Schüler in die Regelschule hat die BVV schon vor Jahren die Aufgabe der Elisabeth-Rotten-Schule (sonderpädagogisch – Förderschwerpunkt „Lernen“) geplant. Das Gebäude wurde an den Liegenschaftsfond abgegeben. Dies erfolgte ohne Auflagen. Bekannt wurde, dass noch in den letzten Jahren Bauunterhaltungsmittel zur Teil-Renovierung eingesetzt wurden. Jetzt wurde bekannt, dass ein neues Schulprojekt das Gebäude anmieten wird. Die „Deutsch-Skandinavische Gemeinschaftsschule“ wird ab dem 2.8. zum neuen Schuljahr dort starten, als bilinguale Schule (nach schwedischem Lehrplan), im mehrjährigen Ausbau geplant von Klasse 1 bis 13. Sie hat Zusagen von Liegenschaftsfond und Bezirksamt, Schulraum anzumieten.

Gymnasium in „Ruine“

Das Luise-Henriette-Gymnasium muss nun auch unter belastenden Umständen seinen Unterricht fortsetzen. Fachräume sind aus Sicherheitsgründen gesperrt. Ursache ist die jahrzehntelange Vernachlässigung des Gebäudes. Aufgeschobene Grundsanierungen führen jetzt dazu, dass sich die Sanierungskosten verdoppelt haben. Vor vier Jahren waren noch 6 Mio. € veranschlagt, um insbesondere Dach und Keller des denkmalgeschützten Gebäudes zu sanieren. Nun haben sich die Schäden im Dach (Schwammbefall) ausgeweitet. Schätzungen gehen von einem Aufwand von 9 bis 14 Mio. € (je nach zusätzlichen Verbesserungen) aus. Ebenfalls Mittel, die nirgendwo eingeplant sind! Jetzt muss Unterricht in andere Schulgebäude ausgelagert werden.

BV H. Gindra