Senioren und Seniorinnen in der Coronakrise

Die Lupe

Ältere Menschen sollten vor der Coronapandemie besser geschützt werden, aber wie sieht der Schutz aus? In seiner Antwort auf eine Groß Anfrage der Grünen zu Schutz und Unterstützung in der Coronakrise für Beschäftigte und Menschen in Alten- und Pflegeheimen, musste Stadtrat Schworck (SPD) Stellung beziehen. Wie sich gezeigt hat, war das Land insgesamt, und somit auch die Bezirke, nicht auf einen Krisenfall vorbereitet. Auch die Beschäftigten in den Einrichtungen hat man anfangs im Stich gelassen. Fehlende Schutzkleidung und Masken waren ein Problem. Diese fehlten vor allem für Beschäftigte und pflegebedürftige Menschen in Alten- und Pflegeeinrichtungen. Inzwischen sei die Situation besser. DIE LINKE brachte noch einen weiteren Punkt in die Debatte ein, der völlig außen vor gelassen wurde.

Einerseits muss in Alten- und Pflegeheimen Schutz vor dem Virus gewährt werden, aber gleichzeitig muss auch dafür Sorge getragen werden, dass die Menschen, die in Heimen leben, nicht ohne Kontakt zu ihren Angehörigen völlig isoliert bleiben. Aber genau dies ist geschehen. Ohne Konzept wurden die älteren Menschen völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Da waren andere europäische Länder fürsorglicher als Deutschland und Berlin mit seinen Bezirken. DIE LINKE hat dazu einen Antrag vorbereitet, der auf mehrheitlichen Wunsch jedoch erst mal im Ausschuss beraten werden soll: „Förderung von Besuchskabinen in Pflegeheimen“. Dies hätte von Anfang an mitgedacht werden müssen. Denn Menschen in Heimen sind dringend auf Kontakte mit Angehörigen und Freunden angewiesen, nicht nur zu Corona-Zeiten.

Die soziale Isolation kann ihren Gesundheitszustand nur verschlimmern, das ist allgemein bekannt. Von Anfang an hätte das Gesundheitsamt, gemeinsam mit der Landesebene, eine Initiative starten müssen, dass infektionssichere Besuchsmöglichkeiten geschaffen werden. Besonders, die sich in Trägerschaft befindlichen Einrichtungen hätte man hierzu auffordern und unterstützen müssen.

Die öffentliche Gesundheitsversorgung und Fürsorge für Alten- und Pflegeheime waren nicht auf einen Krisenfall vorbereitet und die Leidtragenden sind die Betroffenen. Die Menschen erwarten jedoch, dass in einer Krisensituation nicht nur Verbote erlassen werden, sondern auch unterstützende Hilfe angeboten wird.

DIE LINKE hat in der letzten BVV drei Anträge, die Senior:innen betreffen, eingebracht. Ziel ist die Teilhabe im geschützten Bereich. So darf, bei allen Entscheidungen des Bezirksamtes, die Senior:innen-Vertretung nicht außen vor bleiben. Auch wenn sie ein ehrenamtliches Gremium ist, ist sie dennoch wichtig. Gerade in der Coronakrise ist es erforderlich, dass sich insbesondere alleinlebende, ältere Menschen mit ihren Anliegen an ihre bezirkliche Vertretung wenden können. Hierzu wurde das Bezirksamt aufgefordert, Kontakt mit der Senior:innen-Vertretung aufzunehmen, um den Bedarf an Informationen und logistischer Unterstützung zu erfragen, damit Sprechstunden auch per Videokonferenz abgehalten werden können. Eine weitere Forderung betrifft die Seniorenfreizeitstätten, die nach einem Hygiene-Konzept ab 1. Juli wieder öffnen sollen. Ein längerer Ausschluss aus ihrer gesellschaftlichen Teilhabe ist nicht weiter gerechtfertigt, da es inzwischen Öffnungen von Kitas und Schulen gibt.

Gesundheitliche Folgen, wie Depression, aufgrund der Vereinsamung können die Folge von weiteren Ausschlussmaßnahmen sein, und Krankheiten können sich verschlimmern, wie beispielsweise eine Demenzerkrankung. Wir erwarten, dass das Bezirksamt auf diese Erfahrungen jetzt schnellstmöglich reagiert und auch für künftige Krisenfälle alle notwendigen Maßnahmen im Gesundheitsamt, Alten- und Pflegeeinrichtungen und Seniorenfreizeiteinrichtungen unverzüglich mit Fürsorge, aber auch der verantwortungsvollen Teilhabemöglichkeit umsetzt.
Elisabeth Wissel