Alexander King: DIE LINKE ist Interessensvertreterin derjenigen, die sonst nicht gehört werden

Gespräch mit dem neuen Vorsitzenden der LINKEN Tempelhof-Schöneberg

LUPE: Du bist am 3.11. zum neuen Vorsitzenden unseres Bezirksverbands gewählt worden – als Nachfolger von Carsten Schulz, der den Verband zuvor viele Jahre geleitet hat. Das sind große Fußstapfen.
King: Ja, das stimmt. Als ich vor 15 Jahren Mitglied der PDS Tempelhof-Schöneberg wurde, begann zugleich eine politische Freundschaft mit Carsten, die mich seither stark geprägt hat. Ich bin sehr dankbar dafür. Ich habe damals eine herzliche Aufnahme in diesen Bezirk erfahren, in den es mich, aus dem schwäbischen Tübingen kommend, verschlagen hatte. Als Carsten mich bat, als sein Nachfolger zu kandidieren, hat mir das ganz schön Respekt eingeflößt. Ich habe es trotzdem gewagt und hoffe auf die Unterstützung der Genoss_innen.
LUPE: Ganz unbekannt bist du ja im Verband nicht.
King: Ich war die letzten Jahre in unterschiedlichen Funktionen im Bezirksverband aktiv: als Mitglied des Vorstands, Schriftführer, stellvertretender Vorsitzender und Bezirkswahlkampfleiter bei den Bundestagswahlen 2009 und 2013, den Europa-Wahlen 2009 und 2014 sowie den Berlin-Wahlen 2011 und 2016.
LUPE: Wie stellt sich für dich die aktuelle Situation des Verbands dar?
King: Wir stellen heute eine Fraktion in der BVV, entsenden einen Abgeordneten ins Berliner Abgeordnetenhaus, vor allem aber: Jede_r Zehnte in Tempelhof-Schöneberg hat uns bei den letzten Bundestags-, Europa- und Berlin-Wahlen das Vertrauen geschenkt. Das ist eine Verpflichtung. Aus den Wahlerfolgen ergeben sich neue Ressourcen für unsere politische Arbeit. Wenn die gut nutzen, können wir mehr für die Menschen im Bezirk erreichen.
LUPE: Welchen Kurs willst du mit dem Verband einschlagen?
King: Eigentlich will ich v. a. den erfolgreichen Kurs der letzten Jahre fortsetzen. Der wachsende Zuspruch im Bezirk hat damit zu tun, dass DIE LINKE Tempelhof-Schöneberg stets praktische Angebote der Unterstützung und Beteiligung mit klaren politischen Grundsätzen verbunden hat: soziale Beratungsangebote, praktische Hilfe für Mieter_innen in Not, gemeinsamer Protest mit Anwohner_innen gegen unsoziale Bauprojekte und Willkür, Initiativen in der BVV, die konkrete Vorschläge von Bürger_innen aufgreifen, Aktionen vor dem JobCenter, monatlich unsere LUPE, zahllose Gespräche mit den Passant_innen an den Infotischen und regelmäßige Briefkastenaktionen. So haben wir eine breite Verankerung in unserem Bezirk erreicht.
LUPE: Auch die AfD hat in Tempelhof-Schöneberg Fuß gefasst. Wie willst du dem Vormarsch der Rechten im Bezirk begegnen?
King: Wir müssen vor allem dorthin, wo sich die Leute aus Enttäuschung über ihre soziale Situation von der Politik, und leider manchmal auch von uns, abgewandt und im schlimmsten Fall der AfD zugewandt haben. Wir zeigen klare Kante gegen Rassismus! Rassistische AfD-Wähler_innen erreichen wir nicht. Aber wir führen den Kampf um die Stimmen der sozial Enttäuschten, die eigentlich nicht der AfD gehören sollten. DIE LINKE muss im Bezirk und natürlich in ihrer Gesamtheit bleiben, was sie ist: die Interessenvertreterin für diejenigen, die in dieser Gesellschaft nicht gehört werden.
Lupe