Besuch im Übergangswohnheim Marienfelde

Letzten Sommer hatten 200 AntifaschistInnen, darunter zahlreiche Mitglieder der LINKEN, sich gegen angekündigte Provokationen der NPD schützend vor die BewohnerInnen der Flüchtlingsunterkunft gestellt. Mit den dortigen Sozialarbeiterinnen hatten wir damals vereinbart, dass wir im Herbst gemeinsam beraten, wie wir die Flüchtlinge im Alltag unterstützen können.

Eine Gruppe intereressierter Mitglieder des Bezirksverbandes der LINKEN um die Bezirksverordnete Elisabeth Wissel informierte sich nun bei der Heimleiterin Ute Sternal über die aktuelle Entwicklung: Mittlerweile leben über 600 Menschen in der vom Internationalen Bund betriebenen Einrichtung, darunter allein 340 Kinder unter 18 Jahren. Mittlerweile besuchen viele dieser Kinder Schulen in der Nachbarschaft, die Kiepert- und Marienfelder Grundschule sowie die Gustav-Heinemann-Gesamtschule.

Neben einer Kinderbetreuung bieten die sehr engagierten SozialarbeiterInnen des Internationalen Bundes sowie ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, Beratung,  Deutschunterricht, eine Hausaufgabenbetreuung, diverse  Vorleseprojekte und ein wöchentliches Fußballtraining in Kooperation  mit der Initiative „Fußball verbindet“ an. Ein Fitnessraum wurde auf dem Gelände eingerichtet.

Die Bewohner des Heimes kommen aus dem ehemaligen Jugoslawien/Serbien und Tschetschenien sowie aus aktuellen Kriegsgebieten wie Afghanistan oder Syrien. Ute Sternal hat in diesen Tagen eine Gruppe von Afrikanischen Flüchtlingen aus Lampedusa, die noch vor kurzem im Flüchtlingscamp auf dem Oranienplatz lebten, als neue BewohnerInnen begrüßt.

Im Übergangsheim leben Menschen unterschiedlicher Nationen friedlich zusammen, was ein großes Verdienst der sehr engagierten Arbeit von Ute Sternal und ihres interkulturell zusammengesetzten Teams ist. Mittlerweile trifft sich im Kulturraum des Heimes auch die Bürgerinitiative Marienfelde, deren Mitglieder vor einigen Monaten noch die Unterbringung der Flüchtlinge eher kritisch beäugten. Hier hat die engagierte Leiterin der Einrichtung Brücken der Verständigung geschlagen.

Dennoch sind freundschaftliche Kontakte der Bewohner zur Marienfelder Bevölkerung außerhalb der Einrichtung eher die Ausnahme. Jugendzentren und andere kulturelle Einrichtungen haben sich noch nicht auf die Neumarienfelder eingestellt. Zu einer Willkommenskultur ist es oftmals ein längerer Weg, aber auch die betroffenen Familien zögen sich zu schnell wieder zurück, merkt Ute Sternal kritisch an. Jedoch machen die Flüchtlinge auch schnell ausgrenzende Erfahrungen: Wenn selbst öffentliche Wohnungsunternehmen wie die DeGeWo für die Vergabe von Wohnungen an Flüchtlingsfamilien schwer nachvollziehbare Voraussetzungen knüpfen, wie z.B. eine obligatorische Zimmeranzahl (1 Zimmer pro Familienmitglied), trägt dies nicht zu einem integrationsfördernden Klima bei. Da viele Flüchtlinge aufgrund der Wohnungsnot längere Zeit im Heim bleiben müssen, werden nun weitere Menschen im Ehrenamt gesucht, die Patenschaften zu Familien aufnehmen und sie nach außen begleiten.

Auch werden Helferinnen und Helfer z.B. bei der Hausaufgabenbetreuung der Kinder und für Vorleseprojekte gesucht. Die neu ins Leben gerufene Kindermusik- und Tanzgruppe kann jede Art von Musikinstrumenten, wie Flöten oder Xylophon, gebrauchen.

Die Erfahrung zeigt: Solidarität mit Menschen anderer Kulturen erweitert den eigenen Horizont und ermöglicht neue Freundschaften.

Wer sich engagieren möchte, kann sich bei uns in der Geschäftsstelle  oder direkt bei Ute Sternal melden, Tel. 030 45797770.
Carsten Schulz

Schockierend: 18000 Tote an den EU Außengrenzen

Diese Zahl schätzen Asyl – und Menschenrechtsgruppen für die letzten 20 Jahre!  Viele davon ertranken im Mittelmeer.  Oft trifft dabei der Vorwurf unterlassener Hilfeleistungen seitens der Behörden von EU Staaten zu. So verweigerte im Oktober diesen Jahres die italienische Küstenwache vor Lampedusa schiffbrüchigen Flüchtlingen  mit Verweis auf die Zuständigkeit Malteser Behörden die Hilfeleistung. Schreckensbilanz: 200 Tote. In einigen Fällen gehört das Sterben lassen auf See oder rechtswidriges Abdrängen von Flüchtlingsbooten zur EU Abschreckungspolitik gegenüber Flüchtlingen. Wer wird für diese Toten an den EU Grenzen zur Rechenschaft gezogen?
Carsten Schulz