Digitalisierung verdrängt immer mehr analoge Teilhabe

Elisabeth Wissel

Die Digitalisierung schreitet voran und es gibt fast keinen Bereich im öffentlichen Leben mehr, der nicht davon betroffen ist, beispielsweise bei der Terminvergabe beim Bürgeramt, bei der Bank oder für eine banale Eintrittskarte im Kulturbereich. Daher ist es wichtig zu erfahren, wie Menschen analog künftig eine Chance mit ihrem Anliegen an das Bezirksamt haben und auch, wie sie an wichtige Informationen kommen, denn die öffentliche Verwaltung hat Verantwortung, dass ihre Dienstleistungen barriere- und diskriminierungsfrei von den Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden können. Nicht nur viele ältere Menschen haben keinerlei Bezug zum Internet, aber sie haben ein Telefon und die Post gibt es ja auch noch.

DIE LINKE hat zum Thema Digitalisierung der Verwaltung und analoge Teilhabe von Menschen in den Bezirksstrukturen eine Große Anfrage mit verschiedenen Fragen zur Problematik gestellt. Die Beantwortung durch Bezirksstadtrat Steuckardt (CDU) war nicht so ausführlich wie gewünscht, sie gibt aber Hinweise über bevorstehende Veränderungen. „Das Ziel der Verwaltungsdigitalisierung besteht darin, dass die Vorgangsbearbeitung durchgängig digital stattfindet.“ Analoge Angebote soll es jedoch künftig weiterhin geben. Das ist zumindest erst mal für Menschen ohne Internet beruhigend, aber verlassen sollte man sich darauf nicht. In den nächsten geschätzten 5-10 Jahren bis zur vollständigen digitalen Umsetzung der Verwaltung kann sich aber in der Angebotsstruktur einiges ändern, was nicht zum Vorteil der analogen Teilnehmenden sein dürfte.

Zum einen ist die Digitalisierung ein Fortschritt, der vielen Menschen Wege und Zeit einspart, aber es ist natürlich auch zu bedenken, dass dieser technische Fortschritt voraussetzt, dass die Menschen das Anwendungs-Wissen haben und zum anderen, dass sie mit Geräten entsprechend ausgestattet sind. Dabei wird eine Technik gewissermaßen verordnet, und da fangen die Schwächen an, denn nicht jeder möchte nur noch alles digital erledigen, oder sich extra dafür die Technik kaufen und kann es sich finanziell auch nicht leisten.

Außerdem geht bei der sich ausbreitenden Digitalisierung der menschliche Kontakt und damit die vertrauensvolle Atmosphäre verloren. Die Verbindlichkeit und der freundliche Umgang entfallen damit komplett. Inzwischen muss man dafür kämpfen, dass die analoge Teilhabe im öffentlichen Bereich gewährleistet sein muss, denn niemand darf ausgeschlossen werden. 

Viele Menschen haben Angst vor dieser Entwicklung, von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden.

DIE LINKE  findet: Digitalisierung der Verwaltung ohne analoge Angebote, auf Kosten von Millionen von Bürgerinnen und Bürgern, um vielleicht Geld und Personal zu sparen, gefährdet den sozialen Frieden. Es muss auch in Zukunft, analoge Angebote in der Kommunalverwaltung geben. Gefährdet ist auch die Sicherheit des digitalen Systems, denn wenn eine Störung auftaucht, funktioniert für Tausende von Menschen erst mal nichts mehr.

Elisabeth Wissel