Netzwerk Patria Grande ruft zu zahlreichem Erscheinen bei Auftaktveranstaltung für eine Reihe ALBA versus EU auf

Berlin, 27.10.2013: Die Jugendorganisation der Vereinten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV) sowie das Netzwerk zur Solidarität mit den Völkern Lateinamerikas und der Karibik (SoliRed / Netzwerk Patria Grande) erklärten in einer per Akklamation angenommen Abschlusserklärung ihre Solidarität mit dem ecuadorianischen Volk im Fall Chevron: das transnationale Unternehmen Chevron-Texaco verursachte eine historische Erdölkatastrophe im ecuadorianischen Regenwald, doch das US-amerikanische Unternehmen weigert sich gegenwärtig, ein ecuadorianisches Gerichtsurteil aus dem Jahr 2011 anzuerkennen.

Auch erklärten sich die über 40 anwesenden italienischen, schweizerischen, spanischen, deutschen und lateinamerikanischen Aktivisten (z.B. ein Linker aus Honduras, der in Deutschland lebt) solidarisch mit dem kubanischen Volk bezüglich der Cuban Five, das heißt mit den berühmten fünf in den USA verurteilten Kubanern, die in Miami versucht hatten, terroristische Pläne und Attentatsversuche von Exilkubanern aufzudecken und so Kuba vor weiteren Anschlägen zu schützen.

Am Vormittag berichtete der venezolanische Abgeordnete Germán Ferrer, der in den 1960er und 1970er Jahren der Guerilla Venezuelas angehört hatte, über die politische Aktualität im südamerikanischen Land und betonte die Bedeutung zweier europäischer Denker des 20. Jahrhunderts Rosa Luxemburg und Antonio Gramsci, für die Bolivarische Revolution. Er kündigte zudem an, dass die soziale Vernetzung im In- und Ausland auch auf bislang wenig politisierte Bewegungen wie  die gender-Gruppierungen sich ausdehnen soll, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Der Botschafter der Bolivarischen Republik Venezuela in Berlin, Rodrigo Chaves, Gastgeber des Treffens, hob eingangs hervor, dass die in der EU durchgeführte Austeritäts- bzw. Spar- und Lohnkürzungspolitik planmäßig durchgeführt werde; dieses Thema sollte somit in Analyse und Kritik eine gewisse Bedeutung erhalten. Zudem bestätigte Botschafter Chaves, dass „Zweifeln und Fragen“, das heißt die Selbstkritik eines progressiven Prozesses, unabdingabr seien, damit der Fortschritt und die hierfür nötige gesellschaftliche Selbstreflexion nicht behindert würden.

Der neue Botschafter Venezuelas in Bagdad, Jonathan Velasco, der zuvor in der venezolanischen Auslandsvertretung in Ramallah arbeitete, bezeichnete Syrien als Teil einer „antiimperialistischen Grenze“ und hob die geopolitische Strategie der USA im Nahen und Mittleren Osten hervor.

Der Anregung eines venezolanischen Stipendiaten, Student der Rechtswissenschaften, bezüglich der Notwendigkeit eine kollektiven Führung an der Spitze Venezuelas pflichtete Botschafter Chaves bei und erklärte, dass dies bereits im Rahmen der Veränderungen des politisch-militärischen Kommandos angesetzt sei. Er bemerkte hinsichtlich der wirtschaftlichen Herausforderungen seines Landes, dass das Technologiemonopol des Nordens nach wie vor ein großes Hindernis für Venezuela darstelle und erinnerte daran, dass selbst die Sowjetunion Kuba kaum Technologietransfer gewährte.

Auch nahm der neue Geschäftsträger der gerade gegründeten Botschaft Venezuelas in Kasachstan an der Veranstaltung teil, welche in der Botschaft Venezuelas in Berlin stattfand. Ein venezolanischer Solidaritätsaktivist aus Schweden kritisierte bürokratische Strukturen im venezolanischen Staat und die zunehmend einseitige Funktion der Partei PSUV als soziales Aufstiegsinstrument. Ein Aktivist aus der Schweiz berichtete über die vor zwei Monaten gegründete Solidaritätsgruppe ALBA (Bolivarische Allianz für die Völker unseres Amerika). Auch die beiden italienischen Teilnehmer aus Neapel stellten ihr ALBA-Netzwerk vor. Außerdem nahm der venezolanische Konsul in Neapel an der Versammlung teil.

In der Abschlussklärung appellierten die Teilnehmer, die Arbeit mit den sozialen Bewegungen und linken Parteien zu intensivieren und wiesen auf eine Veranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung im Freien Museum (Berlin-Schöneberg) am 22. November 2013 hin, wo es um die politischen  Missstände in der EU sowie linke Gegenstrategien gehen wird.

Der venezolanische Konsul in Neapel riet am Ende des spannenden Veranstaltungstages (10-17:30 Uhr), in den europäischen Ländern die politischen Verhältnisse im fortschrittlichem Sinn etwa durch ALBA-Informationsveranstaltungen zu verbessern, um so auch die Kooperation europäischer Staaten mit den ALBA-Mitgliedsstaaten langfristig zu verbessern. Genau in diesem Sinn erklärten die Teilnehner in ihrer Abschlusserklärung, dass sie am 22.11.2013 bei dem oben genannten Forum mit einer Abgeordneten von Die Linke im Europaparlament in der Galerie Freies Museum Anregungen und Initiativen einbringen werden, wie in den darauf folgenden Diskussionsveranstaltungen, organisiert durch Die Linke.Tempelhof-Schöneberg und das Team des Freien Museums, die Bolivarische Allianz ALBA als Vorbild für die europäischen Völker präsentiert werden kann.
Tobias Baumann