Besuch unserer Städtepartnerstadt Mezitli / (Türkei)

Elisabeth Wissel

Tempelhof-Schöneberg hat 13 Städtepartnerschaften, die meist in den 50/60er Jahren entstanden waren. Damals war Berlin noch Mauerstadt. Man suchte u.a. den kulturellen, sportlichen, jugendpolitischen Austausch und auch den Austausch innerhalb der Verwaltungen.

Sieben Partnerschaften wurden mit ausländischen Städten gebildet. Aber die vom Bezirksamt am intensivsten gepflegte Städtepartnerschaft war seit ihrem Beginn 2012 die mit Mezitli-Mersin (195.000 Einwohner).

Mezitli ist einer von vier Bezirken (zwei davon sozialdemokratisch regiert) der türkischen Stadt Mersin. Mersin hat insgesamt 843.429 Einwohner und ist die Hauptstadt der gleichnamigen türkischen Provinz. Diese Partnerschaft wurde von der BVV auf Anregung des Freundschaftsvereins Berlin-Mersin e.V. beschlossen. Mersin ist Universitäts- und die wichtigste Hafenstadt im östlichen Mittelmeer. Eine wirtschaftliche Bedeutung haben neben dem Hafen die Fischerei sowie die Erdöl-, Zement-, Nahrungsmittel- und Textilindustrie.

Ein- bis zweimal jährlich besucht eine Delegation aus Berlin den Bezirk im Südosten der Türkei.

Auch unsere türkischen Partner kommen gerne nach Berlin, wie zuletzt im Mai dieses Jahres. Inzwischen sind stabile Kooperationen beider Stadtverwaltungen entstanden, wie beispielsweise das Zentrum für Aktives Altern oder das gemeinsame NaKoPa-Projekt (Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte), das über Engagement Globale gGmbH durch das Bundesministerium für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit finanziell unterstützt wird.

Vom 20. bis 27. Juni konnte sich unsere zehnköpfige Delegation aus Bezirksverordneten, Vertreter_innen der Verwaltung, des Interkulturellen Hauses und des Nachbarschaftsheims Schöneberg ein Bild über die laufenden Projekte machen, die auch mit Anregungen unseres Bezirkes zustande kamen. Der Schwerpunkt lag diesmal auf Ehrenamtsarbeit.

So besuchten wir beispielsweise ein sogenanntes Ehrenamtshaus, wovon es zwölf in Mersin gibt. Das von der Stadt gestellte Haus bietet den Anwohner_innen, neben den wichtigen sozialen Kontakten, Teilnahme an vielfältigen Aktivitäten wie Anbau von Bioprodukten und Anfertigen von Handarbeiten (Recycling-Kleidung), die sie dann verkaufen. Mit dem Erlös werden beispielsweise ärmere Mädchen beim Studium oder auch Alleinerziehende unterstützt. Ein anderes Projekt, das seit 2004 besteht, ist der Frauenmarkt.

Hier können Frauen ein Stück finanzielle Unabhängigkeit von ihren Männern erlangen.

Selbst produzierte Bioprodukte, Handwerks- und Handarbeiten werden angeboten, wobei Käufer_ innen und Händlerinnen geschützt werden durch eine Tafel am Eingangsbereich mit Höchst-und Niedrigstpreisen. Steuern müssen sie nicht bezahlen.

Und für die Förderung des Gemeinschaftlichen werden Seminare angeboten und kleine Reisen unternommen. An einem Tag waren wir auch im Rathaus beim Bürgermeister (Sozialdemokrat) eingeladen, der uns von für die Stadt wichtigen Entwicklungsgebieten berichtete: Neubauten, Bau eines Straßenbahnsystems u.v.m. Gefreut hat uns die Benennung eines Parks nach unserem Bezirk.

Im Gegenzug gibt es seit diesem Jahr einen BVV-Beschluss, den westlichen Flaschenhalspark nach Mezitli zu benennen. Alles in allem (dies ist nur ein kleiner Ausschnitt), war der Besuch in Mezitli sehr herzlich und gastfreundlich. Es besteht beiderseitig reges Interesse, noch weitere soziale Projekte (jugendsportliche und wirtschaftliche) anzustoßen.

Elisabeth Wissel