Land unter im Regionalen Sozialdienst

Martin Rutsch

Der Regionale Sozialdienst (RSD) leistet eine der wichtigsten Arbeiten im Bezirksamt. Er ist nämlich als das bekannt, was gemeinhin als „Jugendamt“ bezeichnet wird, wenn es um Konflikte innerhalb von Familien für den Schutz von Kindern geht. Sozialpädagog:innen leisten im RSD eine wertvolle Arbeit, die an die schwierigsten und häufig unsichtbarsten Orte unserer Gesellschaft reicht. Gerade während der Corona-Krise ist ihre Arbeit system- und gesellschaftsrelevant.

Leider sind aber nicht nur die Fälle prekär, mit denen der RSD dienstlich beschäftigt ist, sondern auch die eigene Arbeitssituation. Dies trifft unseren Bezirk Tempelhof-Schöneberg besonders. Bereits das zweite Mal in dieser Wahlperiode befindet sich der bezirkliche RSD im „Notprogramm“. Das Notprogramm ist Ausdruck eines massiven Personalmangels und umfasst Maßnahmen, mit denen die restlichen Mitarbeiter:innen noch weiter belastet werden.

Gründe für diese Notlage gibt es zahlreiche: Sie beginnen bei strukturellen Problemen im öffentlichen Dienst. So müssen aufgrund einer Verwaltungsrichtlinie Mitarbeitende sich extern bewerben, wenn sie mehr Geld (in Form von Stufenvorweggewährungen) aufgrund von vorheriger Berufserfahrung haben wollen. In Rechtsfällen müssen die Mitarbeitenden aufgrund einer weiteren Verwaltungsvorschrift selbst in Vorkasse gehen, wenn sie Rechtsschutz benötigen.

Zu diesen strukturellen Problemen, die jeden anderen Bezirk genauso betreffen, fügen sich leider auch spezifisch Tempelhof-Schöneberger Probleme hinzu. Diese liegen im Umgang der Leitung des Jugendamts mit den Beschäftigten des RSD. Letztere fühlen sich häufig im Stich gelassen und nicht richtig verstanden von der Leitung. Dass die Leitung derzeit quasi nur aus Beamten besteht und die RSD-Mitarbeitenden meist Angestellte sind, zementiert diese Verhältnisse leider nur.

Bisweilen gibt sich der zuständige Stadtrat Oliver Schworck gereizt, wenn er auf diese Probleme angesprochen wird. Ob seine Verweigerungshaltung angesichts des Notprogramms und der sich verschärfenden Personalsituation Bestand hat, wird sich zeigen und über die Qualität der sozialen Dienste für Kinder und Familien in diesem Bezirk entscheiden.

Martin Rutsch