Präsident der Republik Ecuador hält wissenschaftlichen Vortrag in TU Berlin vor 1.700 Anwesenden

Präsident Correa hielt am 16. April um 18.30 Uhr im Auditorium Maximum der Technischen Universität (TU) Berlin den öffentlichen Vortrag "Wege aus der Krise" vor 1.700 interessierten Zuhörern, die zum Abschluss mit stehenden Ovationen und lautem Jubel Ihre Zustimmung bekundeten.

Der ecuadorianische Präsident betonte seine Freude, in Deutschland - „Wiege von Hegel, Marx, Schiller, Goethe, Nietsche, Heine, Bach und Beethoven" wie er hervorhob - über die ecuadorianischen Erfahrungen hinsichtlich der Krise zu referieren. Zunächst hob der Regierungschef hervor, dass Ecuador das Land mit der höchsten Biodiversität der Erde sei, wenn man die Artenvielfalt auf dem Lande sowie die des Meeres zusammennimmt. Die Integration von Minderheiten wie der Menschen mit Behinderung sei sehr erfolgreich verlaufen: 40.000 Personen mit Behinderung seien in den letzten Jahren in den Arbeitsmarkt integriert worden - das entspreche einer Vollbeschäftigung dieser Personengruppe.

Durch das Schuldenaudit der Regierung der radikaldemokratischen Bürgerrevolution habe Ecuador 8 Milliarden US-Dollar an Schuldendienst eingespart. Der Schuldendienst betrug 2006 noch 24% des Staatshaushalts, 2012 machte er nur noch 5,5% desselben aus. Er erläuterte sehr detailliert, wie die Dritte Welt" ab Ende der 1970er Jahre schrittweise als lukratives „Kreditsubjekt" entdeckt und folglich von internationalen Organisationen wie IWF und Weltbank abhängig wurde. Der IWF habe sich von einem ursprünglich von J.M. Keynes inspirierten antizyklischen Instrument (im Rahmen von Bretton Woods) zum „Wachhund des internationalen Finanzkapitals" entwickelt, so Präsident Correa. Auch verglich er diese Situation mit den Mechanismen der übermäßigen Verschuldung in Südeuropa und erwähnte hiebei den ehemaligen Vizepräsidenten der Weltbank Joseph Stiglitz, Wirtschaftsnobelpreisträger und Globalisierungskritiker. Außerdem kritisierte der Staatschef die Unabhängigkeit von Zentralbanken, durch welche die Makroökonomie auf ein vermeintlich technisches Problem reduziert würde und bezog sich auf die Beispiele Japan und Südkorea, wo die Anbindung der Zentralbanken an die Politik eine Bedingung für den Aufstieg dieser Länder darstellte. Rafael Correa zitierte zudem in seiner wirtschaftswissenschaftlichen Rede zahlreiche aktuelle Statistiken. Er nannte den deutschen Ökonomen Friedrich List (1789-1846), der zur Theoriebildung über protektionistische Wirtschaftsmodelle maßgeblich beitrug und bereits Mitte des 19. Jahrhunderts für eine intelligente Eingliederung der Nationalökonomie in den Weltmarkt plädierte. Präsident Correa erklärte darüber hinaus, dass Ecuador derzeit genau das tue, was Deutschland damals unternahm, um eine nationale Industrie nach Kriterien der politischen Ökonomie aufzubauen, das heißt eine gezielte Integration in ausgewählte Märkte zur Vermeidung von asymmetrischen Handelsbeziehungen, sodass die Entwicklungschancen optimiert werden. Er äußerte seine Besorgnis angesichts der aktuellen Situation in der EU, wo die gleichen Fehler begangen würden wie in Lateinamerika vor dreißig Jahren. Es gehe darum zu erkennen, wer die Entscheidungen treffe: die Menschen oder das Kapital.

Newsletter der Botschaft von Ecuador – April 2013