Säntisstraße (Marienfelde): Kleingärtner und Anwohner gehen auf die Barrikaden

Wut und Entsetzen waren bei der Einwohnerversammlung am 23. April im  Gemeinschaftshaus in Lichtenrade förmlich zu spüren. Über 400 Anwesende nutzten dieses Treffen, das auf Antrag der PIRATEN: „Entwicklung in der Säntisstraße – Erhalt der Kleingartenkolonie – Erweiterung Logistikzentrum?“ zustande kam. Die betroffenen Anwohner fühlen sich mit ihrem Anliegen, die Kleingartenanlage zu erhalten, von der Politik nicht ernst genommen beziehungsweise verschaukelt. Besonders auf das Bezirksamt und insbesondere auf Stadträtin Klotz (Grüne) sind die Anwohner nicht gut zu sprechen. Stein des Anstoßes ist ein Beschluss (Drs. 1326; „Erhalt der Kleingartenkolonie“) vom 17.2.2010, der vom damaligen Stadtrat Krömer (CDU) nicht an den Senat weitergeleitet wurde. Tatsächlich wurde dieser Beschluss erst am 18. Februar 2013 von der seit 2011 zuständigen Stadträtin Klotz an die betreffende Senatsverwaltung weitergeleitet, obwohl sie gegenüber der Berliner Woche einen früheren Absendetermin angab. Fraktionen, die sich offensichtlich bemühen, Schaden von sich abzuwenden, und nun vorgeben, auf der „Seite der Kleingärtner und Anwohner“ zu stehen, lügen sich dabei selbst in die Tasche. Allen war bekannt, dass nur mit einer Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) durch die Senatsverwaltung ein Erhalt der Kolonie gesichert wäre. Die in der BVV vertretenen Fraktionen (insbesondere SPD und CDU) haben es nicht geschafft, über das Abgeordnetenhaus der Forderung nach Erhalt der Kolonie den nötigen Nachdruck zu verleihen. Die 100.000 m² Fläche sind seit Januar 2010 in Privatbesitz. Der Eigentümer möchte die Fläche in einen Gewerbepark verwandeln. Auf Bezirksebene wurden derweil hierfür Tatsachen geschaffen: Für die Grundstücke an der Säntisstraße wurden Bauvorbescheide für ein Logistikzentrum erteilt. Eine mögliche Ersatzfläche lehnt der Investor ab. Dies bedeutet über 30.000 LKWs mehr pro Jahr, so ein Anwohner. Mit Lärm und Feinstaub wären sie dann noch stärker konfrontiert, als es jetzt schon der Fall ist. Ein Strohhalm bleibt noch: Das Lärmgutachten des Umwelt- und Naturschutzamtes könnte eine andere gewerbliche Nutzung erfordern. Der Eigentümer könnte auf Wohnungsbau umsteigen, dies wurde als Variante bereits ins Spiel gebracht. Vor allem fürchten Bezirk und Senat, schadenersatzpflichtig zu werden. Das macht ein Umdenken des Senats eher unwahrscheinlich. Statt für den Erhalt traditioneller privater Naherholung einzutreten, wird einmal mehr das Profitinteresse eines Investors bedient. Außerdem stehen für derart umweltschädliche und lärmintensive Gewerbe ausreichend geeignete Brachflächen in und um Berlin zur Verfügung.

Elisabeth Wissel