Sinn und Hoffnung am Tag der Stadtnatur

In vielen Teilen Berlins kommt an einem Tag im Juni der Stadtnatur besondere Bedeutung zu, so beispielsweise in unserem Bezirk bei der Marienfelder Feldmark. Interessierte und LokalpolitikerInnen können sich an diesem Tag informieren, aber auch ihr Engagement kundtun für eine nachhaltige Entwicklung für Mensch und Natur. Besondere Verdienste kommen dabei der Bürgerinitiative zugute, die die vereinbarten Ziele bei der Umsetzung der Agenda 21, ein „Aktionsprogramm für das nächste Jahrhundert“ als gemeinsame Aufgabe von PolitikerInnen und bürgerlichem Engagement immer wieder einfordert. Dazu gehört eine nachhaltige Stadtentwicklung wie beispielsweise der Erhalt von Grünflächen, weniger Verkehr, aber auch soziale Verbesserungen, z.B. in der Bildung und Verhinderung von Arbeitslosigkeit. In Lichtenrade werden u.a. die Untertunnelung der Dresdner Bahn durch Lichtenrade, Lärmschutzmaßnahmen gegen die geplanten Flugrouten nach Fertigstellung des Großflughafens oder auch die Festsetzung der Marienfelder Feldmark als Landschaftsschutzgebiet gefordert, welches immer noch als Bauland gilt.

Die Leitidee „Global denken, lokal Handeln“ entstammt der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen, die im Juni 1992 in Rio de Janeiro stattgefunden hatte. Dort wurde von 179 Staaten ein Programm für die Zukunft verabschiedet. Auch Deutschland hat sich dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet. „Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialer Zusammenhalt und Internationale Verantwortung“ sollen zu den zentralen Leitlinien gehören. Und zur EU-Strategie verspricht man neben „nachhaltiger Entwicklung und internationaler Gerechtigkeit: Klimawandel, nachhaltiger Verkehr, nachhaltiger Konsum, nachhaltige Produktion, Erhaltung und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen, Gesundheit, soziale Eingliederung, Demografie und Migration sowie globale Herausforderungen in Bezug auf Armut und nachhaltige Entwicklung“. Zwischen den hehren Zielen und Wünschen und der Realität klafft jedoch eine große Lücke. National findet verstärkt eher eine Polarisierung der Gesellschaft in arm und reich statt, und in den internationalen Beziehungen spielen Profit-Interessen und Wettbewerb sowie hemmungsloses Wachstum die zentrale Rolle. Und auch die Steigerung von Waffenverkäufen in alle Teile der Welt entspricht keinesfalls der internationalen Verantwortung. Tatsache ist, dass Bürgerinnen und Bürger überall in Europa und vor Ort für die Umsetzung der Versprechungen kämpfen müssen. Sei es für den Erhalt des Tempelhofer Feldes, gegen die Gentrifizierung der Innenstadt oder für faire Löhne und vieles mehr. In Tempelhof-Schöneberg sind noch viele Aufgaben zu bewältigen, denn den Bürgerinnen und Bürgern wird nichts geschenkt: Sozialinteresse muss endlich vor Profitwirtschaftskahlschlag gehen.

Elisabeth Wissel