Skepsis bei Vorzertifizierung eines Bauprojektes an der Bautzener Straße

 

 

Mit Protest der BI (Bürgerinitiative) Bautzener Brache wurde am 9. Dezember die Vorzertifizierung des Bauvorhabens an der Bautzener Straße vor dem Deutschen Architekturzentrum begleitet. Seit diesem Jahr ist es in der Bau-Branche auch üblich, dass Vorzertifizierungen mit dem DGNB-Vorzertifikat („Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen“) in Platin für ökonomisches, ökologisches und soziales Bauen ausgelobt werden, allein für eine Absichtserklärung. Getroffen hat es ein umstrittenes geplantes Bau-Projekt in unserem Bezirk an der Bautzener Straße, für das noch kein Baurecht besteht. Dies ist aber nur eine Frage der Zeit, da Stadträtin Klotz (Grüne) sich schon im Vorfeld für dieses Projekt werbetechnisch eingesetzt hat. Sie lobte die Vorzertifizierung wohl wissend, dass der Erhalt der Grünfläche in einem massiv verdichteten Gebiet für das Stadtklima wichtiger wäre und die Bauabsichten eher dem Investor als den Anwohnern zugutekommen. Wird das Baurecht geschaffen, hat vor allem der Investor eine immense Wertsteigerung des Grundstücks erwirkt.

Nur 15% der geplanten Wohnungen wären für 20 Jahre für eine Mietpreisbindung (nur mit Wohnberechtigungsschein) vorgesehen. Auch da habe der Investor vorgesorgt, mit einem Antrag auf finanzielle Förderung seiner Vorhaben, so die örtliche BI, die sich vehement gegen die Bebauung wehrt.
Sie mutmaßt, dass diese „Sozialwohnungen“ dann entlang der S-Bahntrasse liegen werden, wo die
Lärmbelastung am stärksten ist. Kritisiert wird von den AnwohnerInnen, dass das Bezirksamt sich über die Bedenken der Anwohnerschaft hinwegsetzt, wonach dort gar nicht erst gebaut werden dürfte. Erhalten werden soll die innerstädtische Grünfläche, die zur Entlüftung des hohen Verkehrsaufkommens in unmittelbarer Nähe zur Yorckstraße notwendig ist.

Die Nachverdichtung mit einem Stadtquartier an der Bautzener Straße mit 7.700qm Gewerbe, 300 Wohnungen und 250 Tiefgaragenplätzen würde dann zu noch mehr Lärm und Schadstoffbelastung
führen, gerade im Schöneberger Norden, wo eine Stickdioxiduntersuchung von Greenpeace im Herbst schon erhöhte Werte festgestellt hat. Dies spielt offensichtlich bei der Zertifizierung keine Rolle. Auch die Werbung mit dem ökologischen Aspekt ist eher dem ökonomischen Zwecke geschuldet, denn städtebaulich verlagert sich die Bebauung in einen Freiraum des ehemaligen Bahngeländes hinein und nimmt somit Grünfläche weg. „Nicht Grünfläche, sondern Bauen ist ökologisch“.

DIE LINKE ist nicht per se gegen den Bau von innerstädtischen Wohnungen und schon gar nicht gegen nachhaltiges Bauen, jedoch sollten die vielschichtigen Interessen genau abgewogen werden, wo und für wen gebaut wird. Statt privat Investoren sollten die städtischen Wohnungsbaugesellschafte diesbezüglich besser unterstützt werden.
Es fehlen einfache Wohnungen für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen. Ausweichquartiere gibt es auch innerstädtisch wie beispielsweise das BSR-Gelände zwischen Monumentenstraße und Kolonnenstraße, das als Parkplatz für BSRFahrzeuge genutzt wird.
Die Machtdemonstration mit der Vorzertifizierung soll hier vor allem die Bedenken der Anwohnerinnen unterlaufen. Ausgenutzt wird der Druck der Öffentlichkeit nach Bauen, Bauen, Bauen.

Elisabeth Wissel