Umstrittene Ausstellung mit Geschichtsverfälschungen

„Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme, Streiflichter auf die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert“ nennt sich diese Ausstellung und geht auf einen Antrag der CDU (Drs. 1000) zurück. Sie ist derzeit in der Volkshochschule zu sehen und europaweit mit über 3000 Exemplaren. SPD, Grüne und Piraten waren im April, als der Antrag zum Beschluss kam, nicht willens, bedenkliche Einwendung geltend zu machen oder hatten insgesamt wenig Interesse, die Sammlung unter die Lupe zu nehmen. Mit ihrer Haltung haben sie ein fragwürdiges Geschichtsbild offenbart. Das Münchner Institut für Zeitgeschichte, Deutschlandradio Kultur und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur stellten die Ausstellung zusammen, die von der Daimler-AG gesponsert wurde. Die Schwerpunkte liegen auf I. und II. Weltkrieg sowie 25 Jahre Mauerfall. Schon im Vorfeld wurde das Ausstellungskonzept heftig kritisiert, da darin Nationalsozialismus und Sozialismus / Kommunismus eine unzulässige und geschichtsfälschende Gleichsetzung in der Bewertung erfahren. „Eine krude Gleichsetzung von links und rechts“ in der Wiederbelebung der Totalitarismustheorie. Der Kritiker der Ausstellung Hans Otto Rößer (www.Nachdenkseiten.de ) spricht gar von Weißwaschen deutscher Machteliten und Anschwärzen ihrer Kritiker. Und an anderer Stelle: „Es ist empörend, dass einen die Manipulationen, Verfälschungen und Halbwahrheiten dieser Ausstellung dazu zwingen, Fakten zu reproduzieren, die man in jedem halbwegs brauchbaren Schulbuch nachlesen kann.[...] Die Analyse macht die bereits am ersten Plakat herausgearbeiteten unwissenschaftlichen Darstellungsmethoden der Ausstellung deutlich. An vielen Beispielen wird belegt, wie ein Geschichtsbild zusammengesetzt wird, das die wahren Drahtzieher marginal erscheinen lässt. Zum Ausbruch des I. Weltkrieges heißt es, Deutschland habe eine „hohe und mitentscheidende Verantwortung“ gehabt. Gerade in diesem Punkt gibt es zwischen den Historikern eine heftige Kontroverse, die jedoch mit keinem Wort erwähnt wird. Manche sehen in Deutschland den Hauptschuldigen., Der Kritik von Rößer ist zu entnehmen, dass die Benennung der Sachverhalte vage und nicht eindeutig ist. Verschleiert dargestellt werden auch die hegemonialen Neuordnungspläne für Europa. So werden eher Gebietsannexionen in den Vordergrund gestellt als das „geschichtsmächtigere Ziel der Neuordnung Europas. Bei einem Beispiel aus der Weimarer Zeit wird soziologisch suggeriert, „dass die Aushöhlung des Parlamentarismus der negativen Mehrheit antidemokratischer Parteien (NSDAP und KPD) geschuldet sei. Und es fehlt die Klarstellung, dass es vor allem der Wille der bürgerlichen Wähler und der Industrieeliten war, die zum totalitären Staat führten. Auch hier wieder die bewusste Gleichsetzung von NSDAP und KPD, um linke Aktivisten, die für eine friedliche und gerechte Welt kämpfen, für alle Zeiten zu diffamieren. Ebenso in der Aussage „ die fast alltäglichen Straßenschlachten zwischen Nationalsozialisten, Kommunisten und der Polizei sorgten für Bürgerkriegsstimmung.“ Die Gegenwehr der Kommunisten wird als negativ dargestellt. Und ein Beispiel zur Rolle der EU, diese wird - wie kann es anders sein - ausschließlich kritiklos als Friedenstifter dargestellt. In diesen gesamten Kontext passt auch die Aussage, „politische Breitenbildung sei das Ziel dieser Ausstellung“ (Deutschlandradio 15.01.2014). Es ist eben die herrschende, bürgerliche, unkritische und gefällige Sichtweise von Geschichte.

Elisabeth Wissel