Veranstaltung im Januar 2014

Die Berliner Geschichtswerkstatt veranstaltet in der ersten Jahreshälfte 2014 eine Reihe von sechs Werkstattgesprächen zum Thema "Widerstand  gegen den Nationalsozialismus in Berlin". In der ersten Veranstaltung (Mo, den 13. Januar 2014 um 19 Uhr in den Räumen der Berliner Geschichtswerkstatt in der Goltzstraße 49, 10781 Berlin) mit dem Titel „Wir sind Löwen, tragen Mähnen und brüllen gewaltig“ geht es um den Widerstand von Jugendlichen. Der junge Designer Eberhard Koebel (1907-1955), von dem das Zitat stammt,  gründete am 1.11.1929 in Stuttgart einen Jugendbund, der durch den geheimnisvollen Namen "dj.1.11" Aufmerksamkeit erregte und  den Anspruch hatte, seine Mitglieder zu "Selbsterringenden" zu erziehen. Nach seinem  Umzug nach Berlin setzte bei ihm eine Linkswendung ein, die 1932 zum Eintritt in die KPD und zur Tätigkeit im KJVD  führte. Koebel wurde zu  einer legendären Figur und einer ernsthafte Konkurrenz der Hitlerjugend. Deshalb beschloss Baldur von Schirach seine Liquidierung und inhaftierte ihn im Columbia-Haus. Um den Folterverhören zu entgehen, beging Koebel zwei Selbstmordversuche. Die umstrittene Entlassung nutzte er zur Flucht in die Emigration. Die dj.1.11 überlebte die NS-Zeit in der Illegalität trotz Verfolgung und erlebte nach 1945 in der BRD eine Wiederbelebung. Eberhard Koebel  starb 1955 in Berlin (DDR) mit nur 48 Jahren. Das kürzlich gefeierte 100jährige Meißner-Jubiläum zeigte, dass von ihm immer noch  Wirkungen auf die Jugendarbeit ausgehen. Zum Thema sprechen der Historiker Kurt Schilde und der Koebel-Biograf Eckard Holler, moderiert von Beate Winzer von der Geschichtswerkstatt.

Eine zweite Veranstaltung der Geschichtswerkstatt findet am Sonntag, den 12. Januar 2014 zwischen 15.00 und 15.30 Uhr am Rosa-Luxemburg-Steg am Landwehrkanal im Tiergarten statt und erinnert mit der Lesung von Texten von und über Rosa Luxemburg zum einen an Rosa Luxemburg, zum anderen anlässlich des Verschwindens der neu angebrachten Namenstafeln an der Brücke an den jahrelangen Namenstreit und stellt die Frage, welche Erinnerungszeichen in der Stadt Diebstahl und Vandalismus ausgesetzt sind. Am 25. September 2012 wurde die Fußgängerbrücke über den Landwehrkanal als „Rosa-Luxemburg-Steg“ benannt. Damit kam ein jahrelanger Streit zwischen der Berliner Geschichtswerkstatt und der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zu einem guten Ende. Vor mehr als 25 Jahren, am 18. März 1986, hatte die Berliner Geschichtswerkstatt das erste Mal mit gleichlautenden Schreiben an die vier im damaligen Westberliner Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien die Forderung zur Benennung der damals neu zu errichtenden Fußgängerbrücke über den  Landwehrkanal als „Rosa-Luxemburg-Brücke“ aufgestellt. Lange hat es gedauert. Allerdings waren die im September 2012 an der Brücke angebrachten Schilder wenige Monate später bereits wieder verschwunden, gewaltsam entfernt. Täter unbekannt.

Andreas Brautigamm