Volksbegehren Tempelhofer Feld: Senat hält an seinen Bauvorhaben fest

Während die Forderungen der LINKEN klar sind, nämlich: Zurückstellung aller Planungen, bis das Volksbegehren zum Tempelhofer Feld (TF) abgeschlossen ist, lässt der Senat, von all dem unbeeindruckt, Fakten schaffen.

Im Stadtplanungsausschuss des Abgeordnetenhauses am 6. November, in dem u.a. die Planungen zum Regenwasserrückhaltebecken breit diskutiert wurden, verteidigte Senator Müller (SPD) gerade dieses Bauvorhaben. Dies sei vor allem ein BürgerInnenwunsch gewesen, das Element Wasser auf dem TF zu integrieren. Es sei ökonomisch und ökologisch sinnvoll, das Wasser von den Dachflächen des ehemaligen Flughafengebäudes und den Vorflächen aufzufangen.

Die Natur würde aufgewertet, erhöhte Verdunstung, Versickerung und ein besseres Klima würden mit dem künstlichen See erreicht werden. Heuser vom BUND und Bongartz von der Bürgerinitiative 100% Tempelhofer Feld (BI 100%TF) kritisierten dagegen das Vorhaben des Senats als massiven Eingriff in die Natur. Gerade die betreffenden Flächen wären im Senatsgutachten als geschützte Wiesenlandschaft ausgewiesen worden. Der BUND klagt gegen dieses Bauvorhaben und lässt die rechtlichen Anforderungen für das Vorhaben prüfen.

Anstatt des drei Hektar großen und 11 Mio. Euro teuren Wasserbeckens wäre auch eine günstigere Variante zur Versickerung für weniger als 1 Mio. Euro möglich gewesen. Außerdem müsse zunächst massiv Wasser über Nutzung eines Tiefbrunnens zugeführt werden, wovon das meiste Wasser wieder verdunste. Und die Umwälzung des Wassers würde das Land jährlich 30 000 Euro Strom kosten, so Heuser. Es entsteht der Eindruck, dass es lediglich um eine Aufwertung des künftigen hochpreisigen Wohngebiets mit Event-Attraktivität geht.

Andere kritische Themen im Ausschuss waren u.a. die geplante Bebauung und die mangelnde Transparenz. Die SPD will vor allem Wohnungsbau auf dem TF und begründete dies mit dem Zuzug von 40-50 000 Menschen in den letzten Jahren. Dem entgegengesetzt wurden die 25 Planungsstandorte in der Stadt, die derzeitig ebenso entwickelt werden. Heuser appellierte, dass Planung vernünftig laufen müsse.

Gegen den Standort TF spreche u.a. auch die Verkehrssituation am Tempelhofer Damm, wo es jetzt schon täglich zu 50% zu Stop-and-Go-Verkehr komme. Verkehrsgutachten, die keine baulichen Bedenken hätten, hätte man hierzu noch nicht gesehen.

Die Bürgerbeteiligung lasse ebenso zu wünschen übrig; alles was der Senat bisher angeboten habe, wären Informationsveranstaltungen gewesen, aber keine echten Dialoge mit den Bürgerinnen und Bürgern. Andere wichtige Nachfragen wie beispielsweise zu den angrenzenden Kleingärten oder der Fläche als Gedenkort wurden nur unzureichend oder nicht beantwortet.

Eine Erkenntnis war, dass der Senat nun moralischen Druck auszuüben versucht, die Bebauung auf dem TF sei unumgänglich. Die selbst herbeigeführte Wohnungsknappheit und andere Lösungswege waren natürlich kein Thema, wie beispielsweise die Rückführung tausender fehlgenutzter Wohnungen.
Elisabeth Wissel