Volksbegehren zum Erhalt des Tempelhofer Feldes

Die Bürgerinitiative 100% Tempelhofer Feld tritt seit der Stilllegung des Flughafens und der Öffnung des Feldes 2008 dafür ein, das Tempelhofer Feld (TF) in seiner Faszination als Wiesenmeer zu erhalten. Am 14. September war nun der Start der zweiten Abstimmung zum Volksbegehren über den Erhalt des TF. Hierzu müssen innerhalb von vier Monaten über 174 000 gültige Unterschriften gesammelt werden, um dann per Volksentscheid über den Gesetzesentwurf zum Erhalt des Feldes  abzustimmen.

Die Zustimmung ist berlinweit groß, so wurden während der ersten Stufe binnen sechs Wochen über 28 000 Unterschriften gesammelt. DIE LINKE unterstützt das Volksbegehren, denn alle vernünftigen Gründe sprechen gegen eine Profit-Vermarktung und Bebauung. Weder stadtentwicklungspolitisch, noch klima- oder umweltpolitisch wäre es sinnvoll, dort Eingriffe in die Natur vorzunehmen. Tausende von Berlinerinnen und Berliner, und besonders die Anwohner, haben seit der Öffnung des Tempelhofer Feldes das weite und einzigartige Gelände (knapp 400 ha Fläche) als Erholungs- und Freizeitort für sich entdeckt. Das Tempelhofer Feld gehört uns allen. Wir brauchen es insbesondere auch als smoghemmende Kaltluftschneise und zum Erhalt von Natur, wozu auch die angrenzenden Kleingartenkolonien zählen, die bei einer Bebauung ebenfalls geopfert würden. Auch von seiner historischen Bedeutung muss an die NS-Opfer, die ehemaligen Zwangsarbeiter erinnert werden. Doch der Senat ist von dem Volksbegehren völlig unbeeindruckt, denn einen Stopp der Planungen auf dem TF gab es bisher nicht.

Zu lukrativ ist die profitversprechende Vermarktung, die allein entsprechenden Investoren zugute käme. Bereits 1994 sah der erste Flächennutzungsplan Gewerbe–, Park–, Sport– und Sonderflächen vor. Die heutigen Senatspläne beabsichtigen u.a. eine Randbebauung mit neuen Wohnanlagen an den Stadtquartieren Neukölln und Tempelhof: Östlich des Tempelhofer Damms mit dem Schwerpunkt Wohnen, aber auch Büro- und Dienstleistungseinrichtungen, der Zentral- und Landesbibliothek Freiflächen und Parkanlagen. Zum Bezirk Neukölln gehörend, ebenfalls Wohnungen, Büros und Gewerbe.

Zur Erschließung des Gebiets würde eine Brücke über die Bahntrasse von der Oberlandstraße aus gebaut werden. Insgesamt sollen 4700 überwiegend hochpreisige Miet- und Eigentumswohnungen entstehen. Dementsprechend würden sich auch die geplanten Grünanlagen gestalten, die dann jeden Charakter der bisherigen freien Nutzung verlieren würden. Für die Anwohner bedeutet jedoch eine Bebauung: Verteuerung der angrenzenden Wohnquartiere und eine Mieterverdrängung. Schon jetzt sind in den angrenzenden Wohnungen massive Verteuerungen zu spüren.

Im Sinne von Senator Müller (SPD) ist das TF vor allem wertvoll für Bebauung. Per Pressemitteilung vom 12. September wurde bekannt, dass mit vier städtischen Wohnungsbaugesellschaften Vereinbarungen für 1700 Neubau-Wohnungen getroffen wurden, 50% davon für untere Einkommensschichten mit einer Nettokaltmiete von 6-8 Euro. Selbst das ist viel zu teuer und für ALG-II-Empfänger schon gar nicht vorgesehen.

Bei aller Wohnungsnot, Brachen und sonstige Freiflächen gibt es genug in Berlin. Grundsätzlich ist dieses Feld eine Chance für Generationen sich eine einmalige innerstädtische Freifläche zur freien Nutzung zu erhalten, die diesem Begriff auch gerecht wird.
Elisabeth Wissel