Vonovia-Mieter sollen extrem hohe Nebenkostennachzahlungen leisten

Elisabeth Wissel

Viele Mieterinnen und Mieter in Tempelhof sind schier entsetzt über die Forderung der Nebenkosten Nachzahlung ihres Vermieters. Die höchste Nachzahlungssumme liege bei einem Mieter in Mariendorf bei 9000 Euro, wie mir berichtet wurde. Im Schnitt sind es mehrere Tausend Euro, die vor allem die Heizkosten betreffen. Die Mieterinnen und Mieter haben sich
wegen der nicht mehr nachvollziehbaren Forderungen, daher zu einem Bündnis zum besseren Austausch und Vorgehen gegenüber dem Vermieter zusammengeschlossen. Bei einer deutschlandweiten Video-Konferenz nahmen immerhin über 47 Personen teil, die bei Vonovia wohnen und ebenso belastet werden sollen.

Es seien vor allem die Contracting-Verträge mit Wärmelieferanten, die die enormen Kosten verursachen würden. Denn der Contractor ist wirtschaftlicher Eigentümer der Wärmeanlage und er rechnet u. a. Wartung, Grund- und Arbeitspreis für den Energieverbrauch ab. Dieser ist höher als bei einem reinen Gasliefervertrag. Ein teilnehmender Anwalt brachte etwas Zuversicht in die Runde, denn zunächst stehe erst mal Vonovia in der Pflicht, eine transparente Aufschlüsselung der Kosten darzulegen und es könnte auch die Einsicht in Wärmanbieter-Verträge eingefordert werden. Diese Dienstleistungsverträge seien oft kompliziert gestaltet, sollte man sich aber genauestens ansehen.

Damit gewinnen die Mieter erst mal Zeit und können eine intensive Prüfung von einem Anwalt durchführen lassen. Es wäre nicht der erste Skandal, rund um das Unternehmen Vonovia, wenn ans Licht käme, dass viele Abrechnungen falsch sind. Bundesweit gebe es auch andere Auffälligkeiten, dass abgerechnete Leistungen nie erbracht wurden. Dubios sei auch, wie
Mieter herausfanden, dass Vonovia viele Tochterunternehmen habe, die die Rechnungen MGewinne auf Nebenkosten?Nausstellen.

Leider hätten einige, insbesondere ältere Betroffene, schon bezahlt, da sie keine schlaflosen Nächte mehr wegen drohender Wohnungslosigkeit haben wollten.
Aber insgesamt ist es gut, dass die meisten Mieterinnen und Mieter jetzt eine gemeinsame Strategie entwickelt haben, und sich bei Bedarf beraten. Neben der anwaltlichen Prüfung wurde auch die Option einer Musterfeststellungsklage, die derzeit von einer Verbraucherzentrale in die Hand genommen wurde, eingeleitet.

DIE LINKE unterstützt Mieterinnen und Mieter, da wo es möglich ist, mit Öffentlichkeitsarbeit, Schreiben, Anfragen, Anträgen und Versammlungen und auch anwaltlicher Mieterberatung. Wohnen ist ein existentielles Menschenrecht und die Mieten dürfen nicht als Profitquelle genutzt werden.
Elisabeth Wissel