Wir zahlen nicht für Eure Spiele! – Olympia in Berlin: Millionengrab verhindern!

Christophe Immer

Als hätte Berlin keine anderen Probleme, werkeln der Berliner Senat und der DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) an einer erneuten Bewerbung der Stadt für die olympischen Sommerspiele.

Olympia ist für die ausrichtenden Städte immer ein Millionengrab: die Hauptlast der Ausgaben liegt bei den Kommunen. Das IOC (Internationales Olympisches Komitee), nicht gerade für Transparenz und Korruptionsresilienz bekannt, macht den Profit, Gesamt- und Folgekosten sprengten bislang immer den vorgesehenen Rahmen, und die ausrichtenden Kommunen bleiben auf dem Defizit sitzen. Die gänzlich intransparente Vertragsgestaltung des IOC tut ihr übriges dazu.

Doch Olympia ist nicht nur das finanziell risikoreichste Großprojekt an dem man sich momentan so verheben kann: Die Mega-Sause der Funktionärseliten stellt die ausrichtenden Städte vor weitere Probleme. Die Spiele verschärfen immer die Wohnungsnot vor Ort, beeinträchtigen Grundrechte der „Sicherheit“ wegen, und schränken den Alltag ein. Und immer leiden die Breitensportangebote.

Doch ausgerechnet die Olympischen Spiele 2036 nach Berlin holen zu wollen, ist geschichtspolitisch nicht nur dumm, sondern auch dreist. Nicht „trotz“, sondern „wegen“ der faschistischen Spiele 1936 solle Berlin Austragungsort sein:

wohl als endgültige Manifestation der „Wiedergutwerdung der Deutschen“ (Eike Geisel). Unter Vermeidung jeglicher Riefenstahl‘scher Ästhetik können wir uns dann auf Wettkämpfe wie den Vergangenheitsbewältigungssprint oder den Reparationsvermeidungshürdenlauf freuen. Und degradieren Sportler*Innen und Fans aus aller Welt zu Statisten des urdeutschen Verlangens, den Faschismus mit neuen, positiven Bildern zu überdecken, um ihn so dauerhaft aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Die BRD scheiterte seit ’89 bereits mit sieben Bewerbungen.

Das gibt Grund zur Hoffnung. Mal scheiterte man aufgrund von Inkompetenz. Gelegentlich auch, weil in Volksabstimmungen die Bevölkerung sich ge-gen diese Elitenparty wandte.

Auf eine Abstimmung zur Berliner Bewerbung wird man sich daher wohl nicht einlassen, sondern in der Tradition intransparenten Geklüngels an den Interessen und Bedürfnissen der Berliner Bevölkerung vorbei regieren. Bereits jetzt sind 1,5 Millionen Euro im Berliner Haushalt nur für die Bewerbung vorgesehen - Gelder, die in der Stadt bitter fehlen. Für Schulturnhallen mit dichten Dächern, zum Beispiel.

Widerstand gegen diesen Wahnsinn formiert sich. Im Bündnis NOlympia Berlin arbeiten Genoss*Innen der lokalen Ortsgruppe IDA / Südberlin der Linksjugend [‘solid] und aus dem Bezirksverband Tempelhof-Schöneberg der Partei Die Linke aktiv mit. Immer mehr Menschen signalisieren ihr Interesse daran und schließen sich an. Aus allen Bezirken der Linken Berlin aber auch über die Parteipolitik hinaus. Vielleicht ja auch Sie?

Christophe Immer