8. März Internationaler Frauentag 2021

Elisabeth Wissel
Tempelhof-Schöneberg

Die UNO bestimmten 1975 im Internationalen Jahr der Frau den Frauentag zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“. Berlin ist das erste und bislang einzige Bundesland, das den Internationalen Frauentag seit 2019 zum gesetzlichen Feiertag erklärt hat. Es ist der Tag, an dem auf Gleichberechtigung und Frauenrechte aufmerksam gemacht werden soll.

Wahlberechtigung und politische Gleichberechtigung waren die zentralen Forderungen der sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen. Den politischen und nicht nur auf die Rechte der Frauen bedachten Forderungen gingen viele Streiks und Demonstrationen voraus. Die Frauen kämpften u.a. für bessere, gerechte Arbeits- und Lebensbedingungen und vor allem für eine Friedenspolitik. Sie riefen die Frauen in ganz Europa dazu auf, gegen den Krieg zu demonstrieren. Eine führende Rolle nahmen dabei Sozialistinnen wie Clara Zetkin und Rosa Luxemburg und gewerkschaftlich organisierte Frauen ein. Den Kampf um Frauenrechte und den Friedenskampf miteinander zu verbinden, war notwendig angesichts des Ersten Weltkriegs, der 1914 begann. Diese Position wurden auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 in der Frauenbewegung beibehalten.

Aber wirkliche gesellschaftliche Verbesserungen hatte es trotz Einführung des Wahlrechts für Frauen danach nicht gegeben. Politische Einschränkungen wie das Demonstrationsverbot hinderten Frauen jedoch nicht, den Frauentag als Demonstration auf der Straße oder mit politischen Kundgebungen vor Betrieben zu begehen.

Frauen in den 1950er und 1960er Jahren unterlagen schlimmen arbeitsrechtlichen und gesellschaftlichen Diskriminierungen. Erst in den 1970er Jahren wurden im Westen die gesellschafts- und friedenspolitischen Forderungen von einem breiten Spektrum von Gewerkschaften bis zu christlichen Organisationen verstärkt wieder ins gesellschaftliche Bewusstsein gebracht. Frauen in allen Regionen der Welt sind auch im 21. Jahrhundert immer noch nicht mit Männern gleichgestellt, in einigen Ländern gar der Gewalt der Familie ausgesetzt. Aber es ist vor allem die strukturelle Gewalt, wie etwa ungleicher Zugang zu Bildung, die Frauen eine gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft erschwert. Auch in den westlichen Ländern ist es immer noch eine bittere Realität, dass Frauen trotz Bildung im Zugang zu gut bezahlten Berufen nicht die gleichen Chancen haben, oder dass sie immer noch über 20% weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen bekommen und im Alter eine kleinere Rente als Männer beziehen.

Der Internationale Frauentag ist so wichtig wie vor 100 Jahren, er ist der Kampftag für die Rechte der Frauen – für eine Welt, in der die Gleichberechtigung nicht mehr erkämpft werden muss, sondern Selbstverständlichkeit ist.
Elisabeth Wissel