„Die Verkehrswende darf kein Elitenprojekt sein“,

Alexander King

schreibt zurecht Sarah George in den aktuellen Mitteilungen des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung mit dem Schwerpunkt Klimakrise.

Ich empfehle die Lektüre des Heftes. Es hält einige Erkenntnisse parat, die auch für linke Politik wichtig sind, zum Beispiel diese: Während die Neigung zum Autofahren bei den gutverdienenden Haushalten stagniert und bei den sehr gut verdienenden über die Jahre sogar merklich sinkt, sind es vor allem die mittleren und unteren Einkommenskohorten, in denen mehr Auto gefahren wird.

Das zeigt eine Datenreihe aus der Studie „Mobilität in Deutschland“. Für ersteren Befund (Reiche fahren immer seltener Auto) wird ein Kultur- und Bewusstseinswandel als Begründung angeführt: Das Auto ist kein Statussymbol mehr, sondern hat ein Negativ-Image als Umweltverschmutzer und Platzverschwender.

Dass die Verteufelung des Autos aber nicht ausreicht, um den Autoverkehr insgesamt zu verringern, zeigt der zweite Befund (Mittelschicht und Arme fahren immer öfter Auto): In dem Maße, in dem finanziell schwächer aufgestellte Haushalte aus der Innenstadt an die Stadtränder verdrängt werden, sind sie zunehmend auf das Auto angewiesen.

Sie sind diejenigen, die immer längere Strecken in noch unzureichend vom ÖPNV erschlossenen Stadtteilen zurücklegen müssen, zur Arbeit, zum Einkauf etc., während sich die besser gestellten Haushalte zunehmend in den Innenstadtbereichen konzentrieren, wo man ein Auto schlicht nicht benötigt (sich oftmals aber trotzdem eines hält, aber das ist ein anderes Thema), weil der ÖPNV gut ausgebaut ist und viele Ziele mit dem Fahrrad zu erreichen sind.

Das heißt: Kampagnen, die sich vor allem gegen das Auto richten (wie z.B. für eine „Autofreie Innenstadt“, City-Maut), sind nicht zielführend, im Zweifelsfall sozial ungerecht.

Wir brauchen stattdessen Konzepte, die an dem Mobilitätsbedürfnis der finanziell schlechter gestellten Familien ansetzen und die auf eine sozial ausgeglichene Stadtentwicklung setzen, die weitere soziale Segregation verhindert. https://www.wzb.eu/.../wzb-mitteilungen/nr-174-klimakrise